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Indien: Auf ins Wirtschaftswunderland

Die Berliner Wirtschaft soll künftig auch von Indiens Wachstumsraten profitieren, die selbst in der Krise noch bei mehr als sechs Prozent liegen - hoffen IHK, Senat und indische Botschaft.

Berlin - Die Berliner Wirtschaft soll künftig auch von Indiens Wachstumsraten profitieren, die selbst in der Krise noch bei mehr als sechs Prozent liegen. Das jedenfalls ist die Hoffnung der Industrie- und Handelskammer, des Wirtschaftssenators wie auch der indischen Botschaft. Das wurde auf einer IHK-Veranstaltung vor voll besetztem Saal deutlich. Indien würde auch gern zur Stadt insgesamt engere Beziehungen knüpfen. Der neue Botschafter des Subkontinents, Sudhir Vyas, wünschte sich eine Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Neu-Delhi. Beide Metropolen hätten viele Gemeinsamkeiten, führte Vyas aus. Der Senat, der um das wachsende Interesse von Wirtschaft und Wissenschaft an Indien weiß, nahm die Idee „mit Interesse zur Kenntnis“.

Die Handelskammer hat extra einen Indien Desk eingerichtet, der interessierten Firmen zur Seite stehen soll. Koordinator Julian Nierentz sieht für Berliner Mittelständler vor allem im Bereich (erneuerbare) Energien und Medizintechnik großes Potenzial. An den immensen Infrastrukturprojekten, die der für Eisenbahnen in der Botschaft zuständige Berater Rakesh Misra launig vortrug, werden seiner Ansicht nach eher größere Firmen wie Siemens teilhaben. Fast sehnsuchtsvoll hing das Publikum auch anderen Referenten an den Lippen, die die gigantischen Ausmaße des Marktes in dem Wirtschaftswunderland deutlich machten. Jeden Monat werden in dem Land mit rund 1,2 Milliarden Einwohnern neun Millionen Handys verkauft. „Jeder Mensch hat zwei Ohren, jeder indische Manager hat zwei Handys, die er gleichzeitig nutzen kann“, scherzte der Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer, Dirk Matter. Er sieht für Berliner Firmen mit speziellen Produkten große Chancen. Leider hätten Deutsche oft Berührungsängste, wenn es um das große, fremde, laute und teils eben dreckige Land gehe. Aber bei Spezialmaschinen etwa seien deutsche Tüftlerideen durchaus gefragt. „Es ist dann auch egal, ob die Maschine 300 000 oder 600 000 Euro kostet. Die Firmen brauchen davon ja nur eine oder zwei.“ Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen. Dafür warb auch de Firma Gerb, die modernste Schwingungsisolierungen anbietet.

Und was erwartet die Berliner? „In Deutschland steuert der Kopf das Herz, in Indien das Herz den Kopf“, sagte Mohan Murti vom größten indischen Unternehmen, Reliance Industries. Das heißt auch, dass für Verhandlungen – die führen Inder besonders gern – mehr Zeit nötig ist. Dafür gäbe es, wie Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) mit einem Schlenker auf seine Parteizugehörigkeit sagte, mit dem aus Kolonialzeiten stammenden angelsächsischen Recht eine Verbindlichkeit, die man auf anderen asiatischen Märkten nicht finde. Ingrid Müller

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