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Wirtschaft: Indiskretion verärgert Metall-Tarifpartner

BERLIN (alf).Durch Indiskretionen ist eine rasche Tarifeinigung für die ostdeutsche Metallindustrie erschwert worden.

BERLIN (alf).Durch Indiskretionen ist eine rasche Tarifeinigung für die ostdeutsche Metallindustrie erschwert worden.Nach Presseberichten über Eckpunkte eines möglichen Kompromisses hieß es am Montag in Branchenkreisen, "da will jemand Politik machen".Spitzenvertreter der IG Metall und des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall hatten sich am 2.September in wichtigen Punkte auf den künftigen tarifpolitischen Kurs verständigt.

Bei dem Treffen in Dresden waren auf Seiten der Arbeitgeber Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe sowie die regionalen Verbandsvertreter Roland Fischer (Berlin-Brandenburg) und Manfred Kreutel (Sachsen) vertreten.Für die IG Metall nahmen Gewerkschaftschef Klaus Zwickel, sein Stellvertreter Walter Riester und der Bezirksleiter von Brandenburg-Sachsen, Hasso Düvel, teil.Obwohl über die Inhalte Vertraulichkeit vereinbart wurde, berichteten am Wochenende die Deutsche Presseagentur und "Der Spiegel" über die Gesprächsergebnisse.Danach will Gesamtmetall die künftigen Lohnzuschläge im Westen auf die ostdeutschen Metallbeschäftigten übertragen; ferner könnte der bereits im Westen geltende Tarifvertrag zur Altersteilzeit auch im Osten angewendet werden.Im Gegenzug sollen sich die Gewerkschafter auf die Festschreibung der Wochenarbeitszeit von gegenwärtig 38 Stunden bis Ende des Jahres 2000 eingelassen haben.Schließlich sollte die Härtefallregelung, die Ostfirmen in wirschaftlichen Schwierigkeiten eine befristete Abweichung vom Tarifvertrag ermöglicht, verlängert werden.

Über diese Ergebnisse wurden dem Vernehmen nach die jeweiligen regionalen Tarifkommissionen der IG Metall informiert.Mit gemischtem Erfolg: In Sachsen und Sachsen-Anhalt lehnte das jeweilige Gewerkschaftsgremium die Kompromißformel ab.Der Knackpunkt dabei ist die Arbeitszeit.Nachdem die Tarifgehälter im Osten inzwischen genau so hoch sind wie im Westen, gibt es bei der Arbeitszeit noch eine Lücke: In den neuen Ländern arbeiten die Metaller jede Woche drei Stunden länger.Auch im Hinblick auf eine weitere Verkürzung der Wochenarbeitszeit im Westen - IG Metall-Chef Zwickel favorisiert eine einheitliche 32-Stunden-Woche - wollte die Gewerkschaft bislang unbedingt die Arbeitszeit Ost verkürzen, um den Abstand zum Westen nicht noch größer werden zu lassen.Offenbar jedoch sind die Spitzengewerkschafter inzwischen zu der Einschätzung gekommen, daß für die Forderung nach der 35-Stunden-Woche kein Ost-Metaller auf die Straße gehen würde.Deshalb sollte die 38-Stunden-Woche für die kommenden zwei Jahre festgeschrieben werden.

Wie nun weiter vorzugehen ist, wollen die ostdeutschen IG Metall-Chefs am heutigen Dienstag in Frankurt (Main) diskutieren.Bis zum Ende des Monats muß die Gewerkschaft entscheiden, ob die Manteltarifverträge für Ostdeutschland - und das heißt im wesentlichen die 38-Stunden-Woche - gekündigt werden.Bislang ist dazu eine Sondersitzung des Vorstands für den 28.September geplant.Am Montag lehnte sowohl Gesamtmetall als auch IG Metall-Bezirksleiter Düvel eine Stellungnahme zu den jüngsten Berichten ab.IG Metall-Sprecher Jörg Barczynski bestätigte immerhin in Frankfurt die Eckpunkte des "Arbeitgebervorschlags".In Arbeitgeberkreisen wurde hingegen darauf hingewiesen, daß dies nicht allein ein Arbeitgebervorschlag gewesen sei.Vielmehr spiegelten die jetzt kolportierten Eckpfeiler einer Einigung den "Gesprächsstand am 2.September wider".

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