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Wirtschaft: Industrie fährt in die Flaute

Aufträge der Firmen gehen deutlich stärker zurück als erwartet / Rösler sieht Wirtschaft dennoch „widerstandsfähig und robust“.

Berlin - Die Stimmung in der deutschen Industrie trübt sich ein: Im August fielen die Aufträge der Firmen mit 1,3 Prozent fast dreimal so stark wie erwartet. Die Gründe: eine schwache Inlandsnachfrage gepaart mit schrumpfenden Bestellungen aus vielen wichtigen Exportmärkten. Dagegen zogen die Aufträge aus der Euro-Zone überraschend an.

„In einem insgesamt schwächeren konjunkturellen Umfeld hat sich die Bestelltätigkeit in der deutschen Industrie wie zu erwarten abgeschwächt“, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mit. „Gleichwohl zeichnet sich ein stärkerer Rückgang der ökonomischen Aktivität derzeit nicht ab.“ Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) äußerte sich optimistisch. Zwar dämpften die Risiken infolge der Euro-Staatsschuldenkrise Deutschlands wirtschaftliche Dynamik deutlich, sagte er am Freitag am Rande seiner Südafrikareise. Gleichwohl sei die deutsche Wirtschaft „widerstandsfähig und robust“, sagte Rösler. „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Unternehmen ihren Kurs auch im Herbst fortsetzen werden.“

Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut dagegen der deutschen Wirtschaft weder in diesem noch im kommenden Jahr größere Sprünge zu. Er senkte seine Wachstumsprognose auf jeweils 0,9 Prozent, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf den Weltwirtschaftsausblick berichtete. Bislang war von einem Plus von 1,0 beziehungsweise 1,4 Prozent die Rede gewesen. Auch Ökonomen sagen der Wirtschaft schwierige Zeiten voraus. „Immer mehr Unternehmen kommunizieren in Molltönen: Kosteneinsparung, Investitionsaufschub, Produktionsdrosselung“, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. „Das Problem ist, dass sich der Abschwung auf globaler Basis abspielt“, erläuterte Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus. „Die USA stecken in der Flaute, in China läuft es nicht mehr so gut und in der Euro-Zone sowieso nicht.“ Das schwächere Exportgeschäft wiederum lasse die deutschen Unternehmen weniger investieren.

Die Bestellungen aus Deutschland gingen um 3,0 Prozent zurück, die Auslandsaufträge blieben stabil. Während die Nachfrage aus der Euro-Zone um 2,4 Prozent zulegte, fiel sie in den anderen Ländern um 1,4 Prozent. Die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen meldeten einen Auftragsrückgang von drei Prozent, die Produzenten von Vorleistungsgütern wie Chemikalien erreichten dagegen einen Orderzuwachs von 1,3 Prozent. Die Nachfrage nach Konsumgütern schwäch- te sich um 0,7 Prozent ab. rtr/dpa

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