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Wirtschaft: Industrie ignoriert die Krise

Produktion legt wieder zu. Schlüsselbranchen wie die Chemie rechnen auch 2012 mit guten Geschäften.

Berlin - Nach zweimonatiger Durststrecke haben die deutschen Firmen ihre Produktion im Oktober überraschend kräftig hochgefahren. Sie stellten 0,8 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mitteilte. Das Plus fiel damit doppelt so stark aus wie von Experten erwartet. Da sich auch die Auftragsbücher zuletzt wieder stärker füllten, spricht das Ministerium von einer „gewissen Erholung“. Dennoch herrsche bei den Firmen weiter Zurückhaltung vor.

Am Bau legte die Produktion zum Start ins Schlussquartal 2011 um 0,4 Prozent zu, die Energieerzeugung gar um 1,1 Prozent. Den stärksten Beitrag zum Produktionsplus lieferte das verarbeitende Gewerbe: Es stellte 0,8 Prozent mehr her als im September. In den einzelnen Sparten bot sich ein gemischtes Bild: Während die Hersteller von Maschinen, Fahrzeugen und anderen Investitionsgütern 2,2 Prozent mehr erzeugten, stagnierte die Produktion von Konsumgütern. Die Hersteller von Vorprodukten wie Chemikalien fuhren ihre Leistung sogar um 0,4 Prozent herunter.

Bei den Auftragseingängen hatte sich im Oktober mit einem unerwartet kräftigen Plus von 5,2 Prozent eine deutliche Besserung eingestellt – es war der stärkste Zuwachs seit mehr als anderthalb Jahren. „Die deutschen Unternehmen sind trotz des zunehmenden Gegenwinds noch sehr gut unterwegs“, sagte Andreas Rees, Ökonom bei der Großbank Unicredit. Er verweist darauf, dass die Auftragsbestände auf einem historisch hohen Niveau liegen. „Davon können die Unternehmen in den nächsten Monaten zehren.“

Derweil stellt sich die für Deutschland wichtige Chemiebranche auf ein schwächeres Wachstum ein. „Auch 2012 wird es für die chemische Industrie aufwärtsgehen, wenn auch langsamer als im Vorjahr“, erklärte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie Klaus Engel. Er erwartet für kommendes Jahr zwei Prozent mehr Umsatz. Zum Vergleich: Dieses Jahr kletterte er um neun Prozent.

Angesichts der rückläufigen globalen Nachfrage rechnet China für 2012 mit deutlichen Exporteinbußen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sieht ihre Ausfuhren vor allem durch Europas Schuldenkrise bedroht. Wenn sich die Lage weiter zuspitze, müsse man verstärkt auf die Schwellenländer setzen, sagte Wang Shouwen, Abteilungsdirektor für Außenhandel im Handelsministerium, am Mittwoch in Peking. Zuvor hatte ein anderer Vertreter des Ressorts angekündigt, dass das Exportwachstum im November abermals schwächer ausfallen werde als im Vormonat. Im Oktober hatten die Ausfuhren im Jahresvergleich so wenig zugelegt wie seit fast zwei Jahren. ro/rtr/dpa

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