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Industrie: VW-Chef lobt die Mitbestimmung

Der Streit mit Porsche vor dem Arbeitsgericht sorgt für schlechte Stimmung zwischen den Autoriesen. Wer Porsche-Chef Wiedeking abhören wollte, bleibt unklar.

Wolfsburg - Kurz vor der ersten Gerichtsverhandlung im Mitbestimmungsstreit hat der Betriebsrat von VW-Großaktionär Porsche zur Zusammenarbeit aufgefordert. Zugleich legte VW-Chef Martin Winterkorn ein Bekenntnis zur Mitbestimmung ab. In der Babyfon-Affäre um einen möglichen Lauschangriff auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ermittelt unterdessen die Braunschweiger Staatsanwaltschaft mit Hochdruck.

Die VW-Belegschaften reichten Wiedeking die Hände, um gemeinsam erfolgreich zu sein, sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh am Montag bei einer Gewerkschaftskonferenz in Wolfsburg. In der vergangenen Woche hatte Osterloh am Rande der VW-Hauptversammlung deutlich schärfere Töne angeschlagen. „Ergreifen Sie endlich die Hände, statt sie ein ums andere Mal auszuschlagen“, sagte er am Montag. An diesem Dienstag verhandelt das Stuttgarter Arbeitsgericht über eine Klage des VW- Betriebsrats gegen die Mitbestimmungsvereinbarung der Porsche-Holding, deren Teil VW nach der Übernahme durch Porsche sein wird. Eine schnelle Entscheidung in dem Konflikt wird aber nicht erwartet, stattdessen ein juristisches Tauziehen durch die Instanzen. „Egal, wie das Verfahren in erster Instanz ausgeht, eine der beiden Parteien wird mit Sicherheit vor das Landesarbeitsgericht gehen“, sagte Osterloh. Die Mitbestimmungsvereinbarung der Porsche-Holding benachteiligt aus Sicht des VW-Betriebsrats die VW-Belegschaft. Osterloh forderte erneut eine „angemessene Beteiligung“ der 360 000 VW-Beschäftigten. Die VW-Belegschaft dürfe im Vergleich zu den 11 000 Porsche-Beschäftigten nicht unterrepräsentiert sein.

VW-Chef Martin Winterkorn legte ein klares Bekenntnis zur Mitbestimmung ab. „VW steht zum Prinzip der betrieblichen Mitbestimmung“, sagte Winterkorn am Montag. Bislang sei VW damit gut gefahren. Volkswagen habe drei Ziele: VW wolle der beste Autobauer sein, gutes Geld verdienen und Arbeitsplätze „krisenfest“ machen.

Ob die mögliche Abhöraktion gegen Porsche-Chef Wiedeking in einem Wolfsburger Hotel im Zusammenhang mit dem Mitbestimmungsstreit steht, bezweifelt die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Braunschweig. Die Aktion mache einen „wenig professionellen“ Eindruck, sagte der Sprecher der Justiz, Klaus Ziehe, am Montag. Er bestätigte, dass in der vorigen Woche eine Anzeige von Porsche eingegangen sei. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen, Erkenntnisse gebe es noch nicht. Aber „die Machart spricht nicht für einen filigranen Lauschangriff“, sagte Ziehe. Allerdings wolle er die Sache auch nicht bagatellisieren. Ob Wiedeking persönlich Ziel der Abhörattacke war oder eher zufälliges Opfer, sei bisher nicht geklärt. Porsche selbst verdächtigt den Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet. Am Sonntag war bekannt geworden, dass in einem Hotelzimmer, in dem der Porsche-Chef vor der Aufsichtsratssitzung im November 2007 die Nacht verbracht hatte, ein eingeschaltetes Babyfon gefunden worden war. dpa

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