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Industriekonzern: Evonik verkleinert den Vorstand

Der scheidende Chef Werner Müller will die Führung des Industriekonzerns effizienter machen. Der Vorstand wird umgebaut.

Der Essener Industriekonzern Evonik – früher RAG – baut seinen Vorstand radikal um. Wie der Tagesspiegel am Wochenende aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, wird das Gremium von bisher sieben auf drei Mitglieder schrumpfen. Nur Klaus Engel und Achim Weber behalten ihre Vorstandsposten. Neu dazu kommt Wolfgang Colberg: Er soll für die Finanzen zuständig sein. Bislang hat er für Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) gearbeitet. Dass Vorstandschef Werner Müller den Konzern zum Jahresende auf eigenen Wunsch verlässt, war seit längerem bekannt. Sein Wunschnachfolger Engel soll den Konzern künftig führen.

Unterhalb des Vorstands zieht der Konzern eine neue Ebene mit Geschäftsführern für seine drei Geschäftsfelder Chemie, Energie und Immobilien ein. Alle scheidenden Vorstandsmitglieder gehen freiwillig. Auch der ehemalige Staatssekretär Alfred Tacke verlässt den Konzern, obwohl er das Ende seiner Vertragslaufzeit noch nicht erreicht hat.

Das Präsidium des Aufsichtsrates hat den drastischen Einschnitt am vergangenen Freitag bei einer Sitzung in Frankfurt am Main abgesegnet. Offiziell bestätigt werden die Veränderungen noch nicht, der gesamte Aufsichtsrat soll dem Paket erst am 18. Dezember zustimmen. Das Präsidium war sich aber einig, dass der Schritt mit Blick auf den Kapitalmarkt notwendig sei. Die Initiative sei aus dem alten Vorstand gekommen, weil man dort erkannt habe, dass teilweise strategische und operative Verantwortung nicht so getrennt seien, wie das angesichts eines geplanten Börsengangs notwendig wäre, hieß es.

Der Industriekonzern Evonik war ein Tochterunternehmen der früheren RAG Aktiengesellschaft Essen. In Evonik wurden die weißen Bereiche der RAG zusammengefasst. Weiß heißen sie deshalb, weil es die Geschäftsfelder sind, die nichts mit der Steinkohle (dem schwarzen Bereich der RAG) zu tun haben. Im Rahmen der Trennung des schwarzen und weißen Bereichs gingen zum 30. November 2007 die Anteile der Altaktionäre Eon, RWE, Thyssen-Krupp und Arcelor auf die RAG-Stiftung über.

Ursprünglich war geplant gewesen, einen ersten Teil von Evonik bereits im Sommer dieses Jahres an die Börse zu bringen. Mit den Einnahmen aus dem Aktienverkauf sollen die Folgekosten des deutschen Steinkohlebergbaus, die etwa durch das notwendige Abpumpen des Grubenwassers und der Grundwasserreinigung entstehen, gedeckt werden. Diese Folgekosten muss die RAG-Stiftung, die allein für die Finanzierung der Bergbaualtlasten aufkommt, bis zum voraussichtlichen Ende der Steinkohleförderung in Deutschland im Jahr 2018 erwirtschaftet haben. Nachdem der Börsengang zunächst wegen des schlechten Kapitalmarktumfelds verschoben wurde, hatte Evonik kürzlich 25 Prozent seines Aktienkapitals für 2,4 Milliarden Euro an den Investor CVC verkauft. Weitere Veräußerungen sind geplant. Den Börsengang und die Neustrukturierung hat vor allem Müller vorangetrieben.

Müller verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Jahresende. Engel war bei Evonik bisher für die Chemie zuständig und teilte sich dort die Verantwortung mit Alfred Oberholz. Der gibt seinen Posten nun ebenfalls auf, obwohl sein Vertrag noch bis Ende Juli 2010 gilt.

Evonik setzte im Jahr 2007 mit rund 43 000 Mitarbeitern 14,4 Milliarden Euro um, davon 60 Prozent außerhalb Deutschlands.

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