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Mehr Licht. Deutschland ist vor allem dank seiner Exporte so gut aufgestellt.

© dpa

Industrieländer profitieren: Globalisierung öffnet die Schere zwischen Arm und Reich

Fallen die Grenzen, werden auch arme Länder endlich wohlhabend - das war die Hoffnung. Nun zeigt sich: Andere profitieren noch stärker von der weltweiten Verflechtung.

Deutschland zählt zu den größten Gewinnern der Globalisierung. Nur Finnland, Dänemark und Japan haben laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung noch stärker von der weltweiten Verflechtung profitiert. Doch dies ist nur die eine Seite: Gleichzeitig schreiben die Autoren der Forschungsarbeit, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer weitaus weniger Vorteile von der Entwicklung haben würden.

Globalisierung treibt die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander

Für die Studie untersuchte die Prognos AG im Auftrag der Stiftung, wie stark die Globalisierung nationale Volkswirtschaften zwischen 1990 und 2011 wachsen ließ. Grundsätzlich seien in allen 42 Ländern positive Wirkungen erkennbar. Doch während das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den Industrienationen aufgrund von Globalisierungseffekten um bis zu 1500 Euro jährlich anstieg, wuchs es in Ländern wie Mexiko, China oder Indien um weniger als 100 Euro je Einwohner. „Wir müssen erkennen, dass die Globalisierung die Schere zwischen Arm und Reich eher noch weiter öffnet“, sagte Stiftungsvorstand Aart De Geus am Montag. „Erst über einen längeren Zeitraum wird sie dazu beitragen, dass Schwellen- und Entwicklungsländer die Wohlstandslücke zu den Industrienationen verkleinern können.“

Deutschlands BIP steigt dank Globalisierung um 100 Milliarden Euro pro Jahr

Selbst Deutschland und das aufstrebende China sind dem „Globalisierungsreport 2014“ zufolge weiter auseinandergedriftet. Betrug ihr Abstand beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf noch 20 879 Euro im Jahr 1990, waren es vor drei Jahren 25 630 Euro. Hierzulande ließ die Globalisierung das BIP jährlich um durchschnittlich 100 Milliarden Euro wachsen. Das entspricht etwa 20 Prozent des deutschen Wirtschaftswachstums. Insgesamt beziffern die Wissenschaftler die Summe der BIP-Gewinne auf rund zwei Billionen Euro. Auch die Einkommen in Deutschland stiegen zwischen 1990 und 2011 allein durch die Effekte der Globalisierung um durchschnittlich 1240 Euro pro Jahr. In Indien nahmen sie um 20 Euro und in China um 80 Euro zu.

Inder werden binnen zweier Dekaden um 20 Euro reicher

Angesichts dieser Ergebnisse warnten die Experten der Bertelsmann-Stiftung vor einem neuen Protektionismus. Eine Abschottung würde die Wachstumseffekte in den Schwellenländern weiter verringern. Damit diese zu den Industrienationen aufschließen können, empfehlen sie, die Integration der schwächeren Länder in die Weltwirtschaft voranzutreiben. So sollten die Industriestaaten ihre Märkte für Produkte aus weniger entwickelten Ländern öffnen, Agrar-Subventionen reduzieren und in ärmeren Regionen in Bildung, Infrastruktur, Produktionsanlagen und Technologien investieren.

In der Rangliste der Globalisierungsgewinner folgen die Schweiz, Österreich und Israel auf Deutschland. Am geringsten waren die Zuwächse dagegen in den großen Schwellenländern Südafrika, in Brasilien, Russland, Mexiko, China und Indien. Die Ergebnisse ihrer Studie erhoben die Forscher anhand eines „Globalisierungsindex'“. Neben wirtschaftlichen Indikatoren spielten dabei auch andere Aspekte wie Tourismus und Migration sowie politische Faktoren eine Rolle bei der Beurteilung.

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