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Industrieproduktion: Aufschwung mit Bremse

Der September war ein guter Monat für Exporteure. Doch die gesamte Industrie schwächelt. Das Wirtschaftsministerium sieht das nicht als Alarmzeichen.

Berlin - Die deutsche Exportwirtschaft bleibt die Stütze des Aufschwungs. Im September legten die Ausfuhren verglichen mit dem Vorjahresmonat um 22,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Produktion der gesamten Industrie ging allerdings überraschend zurück, wie das Bundeswirtschaftsministerium erklärte. Die Beamten von Minister Rainer Brüderle (FDP) werteten das nicht als Alarmzeichen. „Die maßgeblichen Impulse kommen weiter aus der Industrie“, befanden sie.

Die Exportfirmen verkauften im September Waren für 86,9 Milliarden Euro ins Ausland. Das ist der höchste Umsatz seit fast zwei Jahren. Geht es in dem Tempo weiter, könnte Deutschland im Gesamtjahr sogar die Billionengrenze bei den Ausfuhren überschreiten und das Rekordjahr 2008 übertreffen – damals wurden Waren für 984 Milliarden Euro ins Ausland verkauft. 2009 war der Umsatz um fast ein Fünftel eingebrochen.

Zugleich gaben die Unternehmen im September 70,1 Milliarden Euro für Einkäufe bei ausländischen Firmen aus, das war ein Plus von 18 Prozent. Von einer „überragenden Zwischenbilanz“ sprach Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, mit Blick auf den Außenhandel in den ersten drei Quartalen dieses Jahres.

Gute Geschäfte machten die Deutschen vor allem in Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indien. Die Exporte in die Staaten außerhalb der Europäischen Union zogen im September mit 37,7 Prozent besonders stark an, während die Ausfuhren in die EU nur um 14,1 Prozent zulegten. In absoluten Zahlen ist aber nach wie vor Europa der wichtigste Markt – bei 52,1 Milliarden Euro liegt der Umsatz mit den EU-Ländern, verglichen mit 34,8 Milliarden, die aus Staaten kommen, die nicht Mitglied der Union sind.

Dennoch ist die Produktion des gesamten verarbeitenden Gewerbes – Industrie, Bau und Energiesektor – im September um 0,8 Prozent zurückgegangen. Dies ging allein auf die Industrie zurück, die übrigen Sektoren verzeichneten Zuwächse. Das Wirtschaftsministerium verwies darauf, dass der Ausstoß zwischen Juli und Ende September noch einmal höher gewesen sei als im zweiten Quartal mit seinen Rekordzahlen. Volkswirte gehen von einer Verlangsamung des Tempos aus. „Der Aufschwung in der Industrie hat in den vergangenen Monaten deutlich an Fahrt verloren“, urteilte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. „Der Aufschwung schaltet einen Gang zurück“, sagte auch Rolf Schneider von der Allianz. Zuletzt hatte es auch ein Minus beim Auftragseingang gegeben.

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