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Wirtschaft: Infineon hinkt der Konkurrenz hinterher

Quartalsbilanz fällt besser aus als erwartet – doch der Chipkonzern kommt nicht aus den roten Zahlen

München - Der Halbleiterhersteller Infineon kämpft weiter mit roten Zahlen. Die frühere Siemens-Tochter erzielte im abgelaufenen Quartal operativ zwar wieder einen schmalen Gewinn. Zins- und Steuerzahlungen sorgten unter dem Strich allerdings erneut für einen Verlust. Damit steht der Konzern trotz einer jahrelangen Sanierung noch immer deutlich schlechter da als die meisten Wettbewerber.

Der Vergleich mit dem größten europäischen Konkurrenten, ST Microelectronics (ST), fällt für Infineon seit Jahren ernüchternd aus. Regelmäßig hängt das franco-italienische Unternehmen die Münchner ab. So auch im abgelaufenen Quartal. Infineon musste bei einem Umsatz von zwei Milliarden Euro einen Verlust von 26 Millionen Euro hinnehmen. ST hingegen kam bei leicht niedrigeren Einnahmen auf einen Gewinn von 106 Millionen Euro. Noch schlechter schneidet Infineon gegenüber den asiatischen und amerikanischen Konkurrenten ab. So verbuchte Hynix einen Quartalsgewinn von 252 Millionen Euro bei 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Die Koreaner sind einer der schärfsten Rivalen von Infineon im wichtigen Geschäft mit Speicherchips. Besonders ernüchternd für die Münchner: Vor drei Jahren stand Hynix noch vor der Pleite. Inzwischen sind die Asiaten an Infineon vorbeigezogen.

Infineon-Chef Wolfgang Ziebart zeigte sich mit Blick auf das schlechte Vorquartal dennoch zufrieden mit den jüngsten Zahlen: „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte er am Mittwoch. Im Schlussquartal des Vorjahres musste Infineon noch einen Verlust von 183 Millionen Euro hinnehmen. Dagegen wirken die 26 Millionen aus dem jetzt abgelaufenen Quartal geradezu bescheiden. Noch mehr freute sich der Manager über den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 28 Millionen Euro. Dies zeige, dass Infineon seine Kosten intern im Griff habe.

Auch die Analysten attestieren Infineon Fortschritte. So lag der Umsatz um rund 200 Millionen Euro über dem Durchschnitt der Schätzungen der Banken. Vor allem die Speicherchipsparte schnitt besser ab als erwartet. Mit den Speicherchips (Drams) erzielte Infineon einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 30 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im vorangegangenen Quartal lag der Verlust bei 118 Millionen Euro. „Die Höhe des Gewinns ist eine positive Überraschung“, urteilten die Analysten vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Infineon profitierte von steigenden Preisen, einem besseren Produktmix und höherer Nachfrage.

Damit Infineon so schnell wie möglich Margen wie seine Wettbewerber erzielt, teilt Ziebart den Konzern. Infineon selbst behält das so genannte Logik-Geschäft. Dazu gehören Chips für Autos, Halbleiter für Elektrogeräte und Chips für Handys. Dieses Geschäft ist vergleichsweise berechenbar. Das stark schwankende Speichergeschäft steht hingegen von kommendem Montag an auf eigenen Beinen. Unter dem Namen Qimonda soll die Sparte im Sommer an die Börse gehen. Ziebart benötigt für seine Pläne noch die Zustimmung des Aufsichtsrates. Unternehmenskreise erwarten, dass das Gremium die Emission auf seiner Sitzung am 10. Mai absegnet.

Ziebart verspricht sich von zwei getrennten Unternehmen bessere Ergebnisse, weil die Firmen freier am Markt agieren können. Zudem seien die Synergien zwischen den zwei Teilen gering.

Dass Infineon schlechter dasteht als seine Konkurrenten hat mehrere Gründe. Einer ist die Abhängigkeit von einem einzigen Großkunden im Geschäft mit Handychips. Als ehemalige Sparte war Infineon stets der Hauslieferant für die Mobiltelefone von Siemens. Allerdings lief das Geschäft mit den Siemens-Handys in den vergangenen Jahren nur schleppend. 2005 gab Siemens die Sparte zwar an den Elektronikkonzern BenQ ab. Aber auch das brachte nicht den großen Verkaufserfolg.

Hinzu kommt, dass sich Infineon schwer tut, neue Kunden zu gewinnen. Nur langsam findet der Konzern weitere Abnehmer wie jüngst Samsung. Und noch etwas macht Infineon zu schaffen: Im Geschäft mit so genannten Flash-Speichern ist die Firma kaum vertreten. In diesem Bereich verdienen die Konkurrenten zum Teil viel Geld. (HB)

Joachim Hofer

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