zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Infineon sieht Wende am Chipmarkt

Nach neun Verlustquartalen stellt der Halbleiterproduzent wieder einen Gewinn in Aussicht

München / Berlin (nad/msh). Der Chiphersteller Infineon hat zum neunten Mal in Folge einen Quartalsverlust verbucht. Das Minus fiel jedoch deutlich geringer aus als von den Finanzmärkten erwartet. Für das kommende Quartal gibt sich der Münchener Konzern optimistisch und rechnet mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Die Infineon Aktie ging am Dienstag auf Achterbahnfahrt: Das Papier legte zunächst leicht zu, verlor dann fast sechs Prozent und erholte sich bis zum Nachmittag auf ein Minus von nur noch 0,27 Prozent auf 11,19 Euro.

Der Kurs der Infineon-Aktie war in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, weil sich die Investoren Hoffnung auf eine Erholung der Chipbranche gemacht hatten. Branchenschwergewichte wie der amerikanische Prozessor-Hersteller Intel und die Software-Firmen Microsoft oder SAP meldeten zuletzt zwar bessere Zahlen, sehen aber noch keine grundlegende Trendwende für die Branche. Die Aussagen von Infineon- Chef Ulrich Schumacher passen in dieses Bild: Der Markt ziehe zwar an, aber von „der ganz großen Wende“ wolle auch er nicht sprechen, sagte Schumacher.

Besserung bei Speicherchips

„Die Verbesserung ist vor allem auf weitere Kostensenkungen zurückzuführen“, sagte der Konzernchef. Im zweiten Quartal stieg der Netto-Verlust verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 76 Millionen auf 116 Millionen Euro. Im ersten Quartal hatte das Minus wegen hoher Wertberichtigungen auf Lagerbestände noch 328 Millionen Euro betragen. Auch beim operativen Ergebnis übertraf Infineon die Erwartungen der meisten Analysten. Der Verlust vor Steuern und Zinsen verringerte sich verglichen mit dem Vorquartal von 223 auf 115 Millionen Euro. Zu schaffen machte Infineon allerdings der starke Euro: Allein im dritten Quartal hätten die Währungsschwankungen mit 35 Millionen Euro auf das Ergebnis durchgeschlagen.

Einen Lichtblick sieht Infineon in der wichtigen Sparte Speicherprodukte, die rund 40 Prozent zum gesamten Konzernumsatz beisteuert. Die Chips von Infineon werden in Computer und andere Elektrogeräte wie MP3-Player oder Kameras eingebaut und übernehmen dort die Speicherung von Daten. Trotz gesunkener Verkaufspreise von Speicherchips im Vergleich zum Vorjahr und der Dollarschwäche arbeitete die Sparte wieder profitabel. Das operative Ergebnis stieg deutlich auf zwei Millionen Euro (Vorquartal: minus 138 Millionen Euro). Als Ursache für die Verbesserung nannte Schumacher die kostengünstige Chip-Fertigung im Infineon-Werk in Dresden. Das Unternehmen konnte die Herstellungskosten deutlich auf 4,90 Dollar pro Chip senken. Im nächsten Quartal sollen sie nur noch bei 4,50 Dollar liegen. Für das laufende Quartal rechnet Schumacher mit einer steigenden Nachfrage bei Speicherchips, die ein wichtiges Zulieferprodukt für die PC-Branche sind. Das dritte Quartal eines Jahres ist bei den PC-Produzenten wegen der Vorbereitungen auf das Weihnachtsgeschäft traditionell das stärkste. Schumacher rechnet aber auch mit höheren IT-Investitionen in den Unternehmen.

Aufgrund der positiven Marktentwicklung bei Speicherprodukten und einem erwarteten Nachfrageschub nach Mobilfunkgeräten und Sicherheitslösungen will der Konzern im kommenden Quartal wieder schwarze Zahlen schreiben. „Voraussetzung ist, dass die Speicherpreise nicht dramatisch fallen", schränkte Schumacher ein.

Den zeitweisen Absturz des Infineon-Aktienkurses trotz der verbesserten Geschäftszahlen begründeten Händler am Dienstag mit Gewinnmitnahmen. Zudem seien dafür Gerüchte verantwortlich, dass Siemens sich von einem Teil seiner Infineon-Aktien trenne. Das würde den Kurs des Halbleiter-Herstellers erheblich drücken, weil mehr Infineon-Papiere auf den Markt kommen. Siemens hält noch rund 40 Prozent an Infineon und hatte immer wieder bekräftigt, seine Anteile nach und nach komplett abstoßen zu wollen. Ein Siemens-Sprecher wollte Gerüchte über den Verkauf von Infineon-Aktien am Dienstag nicht kommentieren.

Texas Instruments steigert Gewinn

Auch der US-Chiphersteller Texas Instruments hat dank einer Nachfragebelebung zum Ende des zweiten Quartals mehr verdient als erwartet. Der weltweit größte Produzent von Chips für Handys meldete am späten Montagabend einen Gewinn von 121 Millionen Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Finanzmärkte. Im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen 95 Millionen Dollar verdient. Der Umsatz verbesserte sich um acht Prozent auf 2,34 Milliarden Dollar.

Die steigende Nachfrage gegen Ende des zweiten Quartals sei ein positives Zeichen, erklärte Texas Instruments. Andererseits klagten die Kunden in Asien über hohe Lagerbestände. Das Unternehmen hatte vergangenen Monat seine Umsatzerwartungen wegen der schwachen Nachfrage in Asien infolge der Lungenseuche Sars gesenkt.

-

Zur Startseite