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Wirtschaft: „Infineon wird Gewinner der Chip-Krise sein“

Konzern-Chef Schumacher: Genug Kapazitäten für Aufschwung

Herr Schumacher, erwarten Sie für die Branche eine weitere Konsolidierung?

Ja, es werden nicht alle überleben. Aber Infineon wird als einer der Gewinner aus der derzeitigen Marktkrise hervorgehen. Wir gewinnen kontinuierlich Marktanteile in allen Segmenten weltweit und sind bereits heute in jedem unserer Geschäftsbereiche unter den ersten drei.

Sie hatten bisher für das begonnene Geschäftsjahr 2002/03 Investitionen zwischen einer und 1,5 Milliarde Euro angekündigt. Steht die Planung noch?

Nachdem sich der Marktaufschwung entgegen aller Prognosen weiter verzögert, sehen wir heute eine Milliarde Euro als Oberkante für das Investitionsvolumen. Damit können wir gut leben, denn wir haben in den letzten Jahren entsprechend vorgebaut. Wir haben genügend Kapazität in unseren Werken, besonders für Speicherchips. Bei LogikChips würden wir bei Bedarf fremd fertigen lassen. Wir werden erst dann wieder aggressiver investieren, wenn wir die weitere Marktentwicklung absehen können.

Sparen Sie da nicht auf Kosten der Zukunft?

Auf keinen Fall. Ich kann Ihnen versichern: Es gibt nichts, wo wir Marktpotenzial in unseren Kernsegmenten gefährden würden. Außerdem haben wir 2001 noch gezielt und stark in die 300-Millimeter-Technologie investiert. Dieser Kostenvorteil kommt uns jetzt zugute.

Wie lange hält der Produktivitätsvorteil Infineons durch die 300-Millimeter-Technologie in der Chipfertigung?

Der Aufwand für den Technologiewechsel war recht hoch. Unser Vorsprung vor der Konkurrenz liegt bei vier bis fünf Jahren – vorausgesetzt, wir machen alles richtig. Das ist in unserer Industrie eine Ewigkeit.

Intel zeigt Optimismus für die Branche. Wie sind Ihre Erwartungen?

Wir sehen nach wie vor für die nächsten zwei Quartale keine Anzeichen für eine klare Belebung. Im Chipkartengeschäft verläuft der Trend leicht nach oben. Das Geschäft mit Automobilelektronik läuft stabil, bei der drahtgebundenen Kommunikation sehen wir nur Bedarf in einigen Bereichen. Bei drahtloser Kommunikation beobachten wir ein Ansteigen der Stückzahlen, aber es herrscht nach wie vor enormer Preisdruck. Dem anhaltenden Preisdruck bei Speicherchips begegnen wir mit kontinuierlicher Senkung der Herstellkosten.

Hoffen Sie auf Weihnachten?

Es ist noch nicht zu spät für das Weihnachtsgeschäft. Aber es gibt auch noch keine Indikationen für eine substanzielle Belebung.

Mit Ihrem taiwanesischen Partner Mosel Vitelic, mit dem Sie die Gemeinschaftsfirma Promos betreiben, gibt es Streit: Wie geht es in Asien weiter?

Gerade in Taiwan haben wir mit Nanya, Winbond und UMC richtungsweisende Partnerschaften aufgebaut, so dass wir die Probleme mit Mosel Vitelic recht gelassen sehen. Als wir mit Mosel Vitelic ein Joint Venture gründeten, war die Firma ein Halbleiterhersteller. Heute ist sie ein Finanzinvestor. Das wäre nicht schlimm, wenn dieser Partner nicht laufend vertragsbrüchig würde. Die Taiwanesen haben mehrfach Anteile an Promos vertragswidrig verpfändet. Also haben wir den Aktionärsvertrag mit Mosel Vitelic zum Jahresende gekündigt, womit automatisch der Abnahmevertrag mit Promos endet.

Wird Promos aufgegeben?

Alles ist möglich. Auf jeden Fall werden wir keine Geschäfte mehr mit Mosel Vitelic betreiben. Einem neuen Abnahmevertrag mit Promos wird Infineon nur unter der Bedingung zustimmen, dass wir 90 bis 100 Prozent der Kapazität erhalten.

Drohen Ihnen Abschreibungen?

Wir liegen mit der Bewertung von Promos noch deutlich über dem Buchwert. Insofern kann das Infineon wirtschaftlich und finanziell nicht treffen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir die Produktionskapazität von Promos verlieren. Das sind zehn bis 15 Prozent unserer Speicherchip-Produktion, die wir bei Bedarf problemlos anderweitig ersetzen könnten.

Das Gespräch führten Caspar Busse und Joachim Hofer (HB).

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