Wirtschaft: Inflationsrate sinkt auf Rekordtief

WIESBADEN (Tsp).Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli auf ein Rekordtief seit der Wiedervereinigung gesunken.Erstmals seit der Berechnung der gesamtdeutschen Preisentwicklung im Jahre 1991 wurde eine Teuerung von nur noch 0,9 Prozent ermittelt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte.Der Preisanstieg sei dadurch gedämpft worden, daß die erhöhte Zuzahlung für Medikamente nicht mehr einbezogen wurde.

Im Vormonat Juni waren die Lebenshaltungskosten um 1,2 Prozent, im Mai um 1,3 Prozent gestiegen.In Westdeutschland lag die Teuerungsrate mit 0,9 Prozent auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren, im Osten fiel sie mit ein Prozent nur geringfügig höher aus.Die Unternehmen gaben damit die Erhöhung der Mehrwertsteuer seit April bisher nicht an die Kunden weiter.Vor allem sinkende Heizölpreise entlasteten die Haushaltskassen.

Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Juli um 0,3 Prozent, wie das Bundesamt weiter mitteilte.Dies lag vor allem daran, daß Übernachtungen und Pauschalreisen in der Hauptsaison deutlich teurer wurden.Auch für Benzin mußten die Bundesbürger zum Beginn der Feriensaison im Juli mehr bezahlen als vier Wochen zuvor.Überdurchschittlich teurer wurden Mieten sowie Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren.Allerdings stiegen die Mieten im Westen lediglich um 1,6 Prozent und im Osten um 1,2 Prozent.Aus saisonalen Gründen stiegen auch die Preise für frisches Kernobst, darunter Birnen.

Der Rutsch unter die Ein-Prozent-Schwelle ist neben dem insgesamt milden Preisklima in erster Linie auf einen statistischen Effekt zurückzuführen.Im Juli 1997 war auf Betreiben von Gesundheitsminister Horst Seehofer die Rezeptgebühr um 77 Prozent angehoben worden.Dies schlug sich in der gesamtdeutschen Inflationsrate mit plus 0,2 Prozent nieder.Zwölf Monate wurde dieser "Basiseffekt" in der Statistik mitgeschleppt und ist nun erstmals im Juli wieder herausgefallen.