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Schnelle Analyse. Auf diesem Bildschirm zeigt Anna Roeder ihren Kunden zum Beispiel, wie die aktuelle Marketingkampagne eines Unternehmens im Internet ankommt.

© Mike Wolff

Informationsverarbeitung: Wie man aus Daten schlauer wird

Welche Daten sind relevant, wie kann ich sie nutzen? IBM hilft Firmen, Infos schneller zu verarbeiten.

Berlin - Das Ziel ist groß: „Wir wollen aus Daten Wissen machen“, sagt Martina Koederitz, die neue Deutschland-Chefin der IBM. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen in das intelligente Zeitalter einzusteigen. Auch die Herausforderung ist groß: Experten erwarten, dass das Gesamtvolumen der Daten weltweit von 1,2 Zettabyte in 2010 auf 35 Zettabyte bis zum Ende dieses Jahrzehnts anwachsen wird. Ein Zettabyte entspricht der Zahl von einer Eins mit 21 Nullen. Dabei ist nicht nur die wachsende Datenmenge ein Problem, sondern auch die Tatsache, dass die meisten Daten unstrukturiert sind. „80 Prozent aller Daten stammen aus E-Mails, Bloggs oder von Webseiten und 70 Prozent aller Daten sind bereits nach neun Wochen veraltet“, sagt Anne Roeder, aus der Leitung des Analytic Solution Centers (ASC), das IBM 2009 in Berlin gegründet hat.

20 000 Mitarbeiter beschäftigt IBM in Deutschland, rund 1200 davon in Berlin. Dabei hat der amerikanische IT-Konzern, der in der kommenden Woche seinen 100. Geburtstag feiert, eine lange Tradition in der Stadt. Bereits 1910 wurde hier die Deutsche Hollerith-Maschinen-Gesellschaft (Dehomag), die Lizenzfirma einer der drei Vorläuferfirmen von IBM gegründet. Hauptsitz der IBMler in Berlin ist heute Marienfelde. Das Analytic Solutions Center mit etwa 40 bis 50 Mitarbeitern sitzt aber am Spreebogen, direkt neben dem Bundesinnenministerium.

Aufgabe des ASC ist es, für die Kunden Lösungen für die Analyse der enormen Datenmengen zu finden: Welche Daten sind relevant, wie kann ich sie nutzen? Zu den Kunden gehören neben großen Konzernen auch Ministerien und Behörden. „Wir entwickeln hier Lösungen für alle Branchen von der Automobil- über die Medienindustrie bis zu Handel, Transport und Verkehr. Aber unser Schwerpunkt ist die öffentliche Hand“, sagt Anna Roeder. So hat IBM etwa für Sicherheitsbehörden die Crime Information Platform entwickelt, die zum Beispiel auch von der New Yorker Polizei NYPD genutzt wird. „Unser Werkzeug analysiert Fallakten, Texte und andere Informationen und stellt Zusammenhänge her“, erklärt Roeder. „So konnte zuletzt ein schwerer Raub aufgeklärt und ein entführtes Mädchen innerhalb kurzer Zeit wiedergefunden werden.“

Schon vor 100 Jahren waren die Produkte der Dehomag für den Staat interessant. So belieferte die Dehomag unter anderem die Kaiserliche Werft in Kiel und die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin. Auch bei der Volkszählung wurden die Maschinen eingesetzt.

Aber auch Unternehmen sind an der – möglichst schnellen – Datenanalyse interessiert. „Es geht nicht darum, irgendwann eine Analyse zu bekommen. Es wird immer wichtiger, die Daten in Echtzeit zu analysieren und auszuwerten“, sagt Roeder. So lässt sich zum Beispiel überprüfen, ob eine neue Marketingkampagne funktioniert oder nicht. Aber es ist etwas anderes, die im Unternehmen vorhandenen Dokumente und Zahlen auszuwerten, als etwa festzustellen, welche Reputation ein Unternehmen in den Sozialen Netzwerken im Internet hat.

Analyse und Auswertung von Daten ist dabei erst der Anfang. „Es geht uns darum, faktenbasierte Entscheidungen zu unterstützen“, sagt Roeder. „53 Prozent der Führungskräfte entscheiden ohne genügend Informationen – und viele wünschen sich Unterstützung durch Analytik.“ Ziel ist es also Prognosen zu erstellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Geschäftsentscheidung zum Erfolg führt. Die Zukunft könnte dann so aussehen, dass ein Manager vor einer wichtigen Entscheidung einfach nur noch den IBM-Supercomputer Watson nach der besten Lösung fragen muss. Aber daran arbeitet IBM noch. Corinna Visser

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