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Innovationsstadt Berlin: Die Wissenschaft ist viel aktiver als die Wirtschaft

Berliner Unternehmen sind "bei Neuerungen auf der Überholspur", meldet die Wirtschaftspolitik. Doch der Abstand zum Bundesdurchschnitt ist noch groß.

Der Ort im Südwesten Berlins war gut gewählt, um über Innovationen zu reden. Denn bei der GE Power Conversion GmbH sind nicht nur zwei Drittel der 800 Mitarbeiter Ingenieure. Die Tochter des Weltkonzerns General Electric baut gerade in Marienfelde ein Trainingscenter, in dem ab Juni die Kunden des Konzerns mit den komplexen Produkten rund um den Strom vertraut gemacht werden. Das Trainingszentrum richtet GE in Berlin ein, weil die „pulsierende Stadt“, wie GE-Geschäftsführer Georg Möhlenkamp erläuterte, für die Kunden aus ganz Europa attraktiv sei. Für Arbeitnehmer übrigens auch, GE hat keine Probleme, an Fachleute zu kommen.

Möhlenkamp hatte am Montag Besuch von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) und Nicolas Zimmer, dem Vorstandsvorsitzenden der Technologiestiftung Berlin (TSB). Die beiden hatten GE ausgewählt, um die „Innovationserhebung 2014“ vorzustellen, einen Datensatz über die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE), mit denen neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren auf den Markt gebracht werden. Demnach hat jedes zweite der knapp 2000 befragten Berliner Unternehmen 2013 etwas Neues eingeführt, insgesamt wurden mit den Innovationen elf Milliarden Euro umgesetzt. Yzer und Zimmer hoben nun hervor, dass der Umsatzanteil mit Produktneuheiten zwischen 2012 und 2013 um 1,6 Prozent gestiegen sei, im Bundesdurchschnitt aber nur um 0,2 Prozent.

Yzer spricht von der "Hauptstadt der Hochqualifizierten"

Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen sei „das große Pfund“ Berlins, meinte die Senatorin, die auch von der „Hauptstadt der Hochqualifizierten“ sprach, da hier rund 30 000 Personen im FuE-Bereich arbeiteten. Mehr als drei Milliarden Euro hätten die Firmen 2013 für neue Produkte ausgegeben, das waren gut acht Prozent mehr als im Vorjahr. Indes machen diese drei Milliarden nur ein Drittel der Berliner Investitionen in Innovationen aus, zwei Drittel entfallen wegen der vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen auf den öffentlichen Sektor.

Die Branchen mit den höchsten Ausgaben waren 2013 Chemie und Pharma mit 809 Millionen Euro, gefolgt von der Elektroindustrie (720 Millionen), dem Maschinen- und Fahrzeugbau (466 Millionen) sowie der Software- und Medienwirtschaft mit jeweils 230 Millionen Euro. „Berlin ist deutlich innovativer als das übrige Bundesgebiet“, meinte TSB-Chef Zimmer. Eine negative Abweichung vom Rest der Republik gibt es jedoch bei der Finanzierung. In Berlin nutzen die Firmen deutlich häufiger öffentliche Zuschüsse und Zulagen. Und es gibt hier viel mehr Unternehmen (rund ein Fünftel der Befragten), die „wegen fehlender Mittel Innovationsvorhaben nicht durchgeführt“ haben. Yzer will dem nun mit einem Landesprogramm im Volumen von 35 Millionen Euro entgegenwirken.

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