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Wirtschaft: Ins Museum statt auf den Bau

Die Internetseite sieht aus wie der Auftritt einer Werbeagentur – schlichtes Design, viel Weißraum. Unter den Referenzen finden sich das Jüdische Museum und ein Stand auf der Expo in Hannover.

Die Internetseite sieht aus wie der Auftritt einer Werbeagentur – schlichtes Design, viel Weißraum. Unter den Referenzen finden sich das Jüdische Museum und ein Stand auf der Expo in Hannover. Doch Jann Cramer verdient sein Geld nicht mit Reklame, sondern mit Regalen, Vitrinen und Arbeitsplatten. Er ist Tischlermeister in Berlin – und ziemlich erfolgreich.

„Ich habe mich früh von der Bauwirtschaft verabschiedet“, sagt er. „Der Ausschreibungsterror frisst einen auf.“ Alles müsse „billig, billig, billig“ sein, und Rechnungen würden nicht rechtzeitig bezahlt. Er hat sich auf andere Sparten spezialisiert: Vierzig Prozent seines Umsatzes macht er mit Regalsystemen – das erlaubt ihm, nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen. Ansonsten arbeitet er gern für Museen. Gerade haben seine Mitarbeiter Vitrinen für das Bode-Museum fertig gestellt. „Den größten Spaß machen aber Aufträge von Privatleuten“, sagt Cramer. Weil man da so viel gestalten könne.

Cramer setzt auf teure, computergesteuerte Werkzeuge – und auf niedrige Kosten. Raum und Miete teilt er sich mit einer anderen Tischlerfirma. Ist ein Auftrag zu groß, arbeiten sie zusammen. Wichtig seien auch Partner aus anderen Branchen, bei denen man sicher sein könne, dass sie eine hohe Qualität liefern. Zu seinem Netzwerk gehören Maler, Glaser, Metallbauer und die Firma Museumstechnik, die sich etwa um die Beleuchtung der cramer’schen Vitrinen kümmert.

Angefangen hat Cramer im Jahr 1994 „als Einzelkämpfer“. Heute arbeiten fünf Gesellen und zwei Lehrlinge für ihn, der jüngste ist 24, der älteste 60. Nach Praktikanten sucht er aber auch: im Internet – genau wie eine Werbeagentur. otr

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