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Proteste: Air-Berlin-Mitarbeiter suchen Jobs.

© Paul Zinken/dpa

Insolvente Fluggesellschaft: Lufthansa profitiert bei Ticketverkäufen von Air-Berlin-Insolvenz

Während die Ticketverkäufe für Inlandsflüge ansteigen, verspricht die Arbeitsagentur rasche Hilfe für die Mitarbeiter von Air Berlin.

Tausende Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin suchen einen Job. Das soll jetzt leichter werden. An diesem Montag eröffnet die Bundesagentur für Arbeit ein Büro in der Unternehmenszentrale am Saatwinkler Damm. Dort können sich Mitarbeiter arbeitssuchend melden, sagte Personalchefin Martina Niemann. Am Donnerstag soll es dann eine weitere Jobbörse bei Air Berlin geben, dieses Mal mit dem Berliner Senat. Präsentieren sollen sich dort die allgemeine Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Bürgerämter, das Landesflüchtlingsamt, der IT-Dienstleister des Landes, Bildungseinrichtungen und der Justizdienst. Bei der ersten Jobbörse vor gut einer Woche hatten 13 Unternehmen aus der Region rund 500 Stellen angeboten.

Protestaktion am Montag

Als Hilfe für die Mitarbeiter, die auf die Schnelle keinen neuen Arbeitsplatz finden, fordert Verdi eine Transfergesellschaft. Für diesen Montag ruft die Gewerkschaft zu einer Protestaktion, einer „aktiven Mittagspause“, auf. Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren sollten soziale Verantwortung übernehmen und Gelder zur Verfügung stellen, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Air Berlin signalisiert schon seit längerem, offen für eine solche Auffanggesellschaft zu sein, betont aber, diese nicht finanzieren zu können. Die Lufthansa, die den Großteil von Air Berlin übernimmt, hat dagegen bisher keine Bereitschaft erkennen lassen, sich finanziell zu beteiligen.

Nur rund 1500 Mitarbeiter haben sicher einen neuen Job

Air Berlin hatte im Zuge der Insolvenz mitgeteilt, es gebe gute Aussichten für 80 Prozent der über 8000 Beschäftigten, eine neue Arbeit zu finden. Bislang ist aber nur klar, dass bis zu 3000 Mitarbeiter zur Lufthansa wechseln können, vor allem zur Billigtochter Eurowings. Allerdings soll nur die Hälfte der Air Berliner direkt zum neuen Arbeitgeber gehen können, die andere Hälfte muss sich erst noch um einen Job bewerben. Die größte deutsche Fluggesellschaft will 81 der 134 Flugzeuge der Air-Berlin-Flotte und die damit verbundenen Streckenrechte übernehmen. Die Verhandlungen mit Easyjet, die Interesse an bis zu 25 Maschinen hat, laufen noch.

Lufthansa profitiert beim Ticketverkauf von Air-Berlin-Insolvenz

Von den Problemen bei Air Berlin haben vor allem die Lufthansa und ihre Töchter profitiert. Das zeigt eine Auflistung des Internetportals Fluege.de, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt. Fluege.de hat verglichen, wie sich auf seinem Portal die Ticketverkäufe auf den je zehn meist verkauften Flugverbindungen im Inlands-, Kontinental- und Interkontinentalverkehr im Juli und im September entwickelt haben.

Bei innereuropäischen Flügen büßte Air Berlin danach im September verglichen mit den Juli-Zahlen rund ein Viertel an Ticketverkäufen ein, in die Lücke stießen die Lufthansa und ihre Töchter Germanwings, Swiss und Austrian Airlines. So konnte Austrian auf den Verbindungen von Düsseldorf und Berlin nach Wien fast sechs Mal so viele Tickets verkaufen wie vor der Air-Berlin-Insolvenz. Bei den Langstreckenverbindungen brach der Verkauf von Air Berlin-Tickets auf Fluege.de im September "nahezu vollständig ein", sagte Unternehmenssprecher Kevin Wiederspächer dem Tagesspiegel. Der große Gewinner auf den US-Strecken war die US-Gesellschaft Delta, die ihre Ticketverkäufe verdreifachen konnte.

Mehr Ticketverkäufe für Inlandsflüge

Dagegen konnte Air Berlin trotz der Insolvenzanmeldung bei Inlandsflügen überraschenderweise im September sogar zulegen, „das Inlandsgeschäft nahm um ein Drittel zu“, berichtete Wiederspächer. Allerdings konnten Lufthansa und Germanwings noch deutlich höhere Zuwächse erzielen. Im Vergleich zum Juli verkaufte die Lufthansa mehr als drei Mal so viele Tickets wie im September. Vor allem die Verbindungen von und nach München legten in der Spitze um mehrere hundert Prozent zu.

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