Am Fenster der Schlecker-Filiale in der Ritterstraße in Berlin-Kreuzberg kleben schon die roten Rabatt-Schilder, die „30 % auf alles“ versprechen. Der Markt ist einer von 77 in der Stadt, der bald schließen muss. Die Schnäppchen haben etliche Kunden in die Filiale gelockt, die direkt neben einem Supermarkt liegt. „Ich komme nur wegen der Angebote her“, sagt eine Kundin. „Schlecker ist mir eigentlich zu teuer.“ Eine junge Mutter stimmt zu. „Normalerweise gehe ich zu dm, da ist es günstiger.“ Brigitte Zander aber kommt häufig in die Schlecker-Filiale. „Eine andere Drogerie ist nicht in der Nähe, der Laden wird mir schon fehlen“, sagt die 79-Jährige. Wohin sie künftig gehen wird? „Nebenan ist ja Kaiser’s, dann geht das schon“, sagt sie. Die beiden Mitarbeiterinnen im Laden wollen lieber nichts sagen, sie haben die Anweisung, keine Auskunft zu geben. Wie es für sie weitergeht, ist noch offen. Denn die Schließung der Märkte bedeutet nicht gleichzeitig die Kündigung der dort beschäftigten Mitarbeiter.

Der Laden in der Ritterstraße ist einer von 2010 Schlecker-Märkten, die bis zum 24. März geschlossen werden sollen. Am gestrigen Mittwoch veröffentlichte die Drogeriemarktkette die vorläufige Schließliste. Betroffen sind neben zahlreichen Märkten auf dem Land vor allem Läden in den Ballungsräumen Berlin, Hamburg, Köln, München und Stuttgart sowie im Ruhrgebiet. Für die Schließlisten hatte die Unternehmensberatung McKinsey das gesamte Filialnetz durchleuchtet und Umsätze sowie Deckungsbeträge der Märkte in den vergangenen fünf Jahren angeschaut. Auch die Lage sowie die Konkurrenz am Standort seien berücksichtigt worden.
Ursprünglich wollte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz 2400 Märkte schließen. Die Gewerkschaft Verdi konnte in den Verhandlungen um die restlichen rund 400 Märkte aber einen Erfolg erzielen. „3120 Filialen bleiben erhalten“, sagte Geiwitz am Rande der Gespräche im thüringischen Oberhof am Mittwoch. Bei weiteren 282 Verkaufsstellen würde noch einmal überprüft, ob sie geschlossen werden oder erhalten bleiben.
In Berlin stehen mehr als ein Drittel der 195 Märkte auf der Schließliste, darunter auch der am Kottbusser Damm 93. Er liegt nur ein paar hundert Meter von einer anderen Schlecker-Filiale entfernt, die bleiben soll. „Ich dachte, dass ich bis zur Rente hier bleiben kann“, sagt ein 52-Jähriger Mitarbeiter. Am Dienstag wurde er telefonisch und per Fax über die Schließung informiert. Einen neuen Job hat er noch nicht in Aussicht. „Herr Roßmann hat doch Stellen für uns, Leiharbeit oder 400-Euro-Jobs“, sagt er sarkastisch. Auch am Kottbusser Damm hängen schon die Rabattschilder für den Räumungsverkauf vor der Tür.
- Ausverkauf bei Schlecker
- Wie geht es für die Mitarbeiter weiter?
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