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Insolvenz: Jukos-Chef gibt auf

Der Chef des einst größten russischen Ölunternehmens Jukos gibt auf: Steven Theede gab in Moskau seinen Rücktritt bekannt und sagte das Ende des Konzerns voraus.

Moskau - "Ich kann nichts mehr tun, was dem Unternehmen in irgendeiner Weise nützt", erklärte er in einem Schreiben an den Verwaltungsrat. Der Jukos-Insolvenzverwalter habe ihm mitgeteilt, dass eine finanzielle Neuordnung unmöglich und die Auflösung des Unternehmens die einzige Lösung sei, teilte Theede weiter mit. Erst vor zwei Tagen war Jukos mit einer Klage gegen den Börsengang des Konkurrenten Rosneft gescheitert, der vor zwei Jahren auf dubiose Weise das Herzstück des Jukos-Konzerns erworben hatte.

Jukos war nach einem Streit um Steuerzahlungen vor rund zwei Jahren de facto zerschlagen und Ende März einem Konkursverwalter unterstellt worden. Beobachter vermuten dahinter politische Gründe. Der Jukos-Gründer und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski verbüßt derzeit eine achtjährige Haftstrafe in Sibirien. Jukos-Konkursverwalter Eduard Rebgun wollte sich noch am Donnerstag mit den Gläubigern beraten. Auf Grundlage dieses Berichts soll am 1. August ein Gericht über das weitere Schicksal von Jukos entscheiden. Zu diesem Datum will Theede nach eigenen Angaben zurücktreten.

Theede: Gläubiger-Treffen war eine "Farce"

Den Bericht des Insolvenzverwalters habe er selbst nie zu Gesicht bekommen, hieß es in der Erklärung von Theede weiter. Nach seinen Informationen werde darin der Restrukturierungsplan des Managements aber nicht berücksichtigt. "Man hat mir gesagt, dass der Insolvenzverwalter zu dem Schluss kommt, dass das Unternehmen rund 15 Milliarden Dollar wert ist - weniger als die Hälfte des Wertes externer Schätzungen - und die Schulden sich auf mehr als 17 Milliarden Dollar belaufen", erklärte Theede. Das Gläubiger-Treffen am Donnerstag nannte er eine "Farce", die er durch seine Teilnahme nicht auch noch legitimieren wolle.

Die letzten Hoffnungen für Theede, der seit 2004 an der Spitze von Jukos steht, hatten sich am Dienstagabend zerschlagen: Jukos hatte bis zuletzt versucht, den Börsengang des russischen Ölkonzerns Rosneft vor Gericht zu verhindern und sich so den Zugriff auf den Wert der einstigen Fördertochter Yuganskneftegas zu erhalten. Der Rosneft-Börsengang wurde von einem Londoner Gericht aber schließlich erlaubt. Jukos argumentiert, der Konkurrent habe Yuganskneftegas Ende 2004 "gestohlen". Theede will den Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen.

Unterdessen bot der staatlich kontrollierte russische Gasriese Gasprom Jukos an, ihm einen 20-prozentigen Anteil an Gasprom Neft abzukaufen. Das Geschäft würde 4,2 Milliarden Dollar einbringen, erklärte Inolvenzverwalter Rebgun nach einem Bericht der russischen Agntur Itar-Tass. Gasprom Neft ist die frühere Sibneft, die im Oktober von Gasprom übernommen worden war. (tso/AFP)

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