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Insolvenz: Karstadt:Triton pokert

Dem Warenhauskonzern Karstadt droht die Zerschlagung, wenn Mitarbeiter und Vermieter nicht weitere Zugeständnisse machen. Finanzinvestor Triton knüpft sein Kaufangebot an Bedingungen. Bis zu 4000 Jobs sind gefährdet.

Düsseldorf - Für die insolvente Warenhauskette Karstadt wird es nun doch keine Gnadenfrist mehr geben. Wie das „Handelsblatt“ aus Verhandlungskreisen erfuhr, entschied der Gläubigerausschuss am Samstag, das Essener Traditionsunternehmen wie den Wettbewerber Hertie abzuwickeln, sollte bis zum 30. April kein Kaufvertrag unterzeichnet worden sein.

Anlass der Entscheidung ist ein Kaufangebot des deutsch-schwedischen Finanzinvestors Triton, das Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Freitag kurz vor Ablauf der Bieterfrist erreichte. Danach bietet der bislang einzige Kaufinteressent 30 Millionen Euro für das Warenhausunternehmen. Inoffiziell heißt es aus Verhandlungskreisen, dass dann anschließend noch einmal 60 Millionen in die Sanierung gesteckt werden sollen. Doch die Offerte fordert deutlich größere Zugeständnisse von Vermietern und Mitarbeitern, als sie im Insolvenzplan vereinbart sind. „Wir sehen da noch Verhandlungsbedarf“, sagte ein Triton-Sprecher.

An diesen Forderungen aber könnte der Verkauf von Karstadt scheitern. Zwar erfordert das Übernahmeangebot keine Neufassung des Insolvenzplans, wie ein Sprecher Görgs erklärte. Die Verhandlungen mit den Betroffenen dürften sich aber als schwierig erweisen. So hatten sich die Vermieter schon in den letzten Wochen zu deutlichen Zugeständnisse durchgerungen. Insgesamt sollen die Gläubiger auf 97 Prozent ihrer angemeldeten Forderungen von 2,7 Milliarden Euro verzichten. Die Oppenheim-Esch-Fonds akzeptierten die Kündigung eines ihrer fünf Mietobjekte, Hauptvermieter Highstreet stimmte sogar der Schließung von 13 Warenhäusern mit insgesamt 1200 Beschäftigten zu. Insgesamt sollen sich die meist befristeten Mietnachlässe auf eine dreistellige Millionensumme addieren. Nun aber drohen weitere Einschnitte.

Um der Triton-Offerte etwas entgegensetzen zu können, schmiedet die indirekt mit 51 Prozent an Highstreet beteiligte US-Investmentbank Goldman Sachs seit wenigen Tagen an einem Notfallplan. Platzt der Verkauf wegen der drastischen Nachforderungen von Triton, will Goldman Sachs womöglich selbst die Warenhauskette übernehmen – gegebenenfalls mit weiteren Gesellschaftern aus dem Highstreet-Konsortium, zu dem auch die Deutsche Bank, Pirelli RE, Generali und der italienische Warenhausbetreiber Borletti zählen.

Der Goldman-Sachs-Fonds Whitehall hatte 2006 gemeinsam mit den übrigen Gesellschaftern für üppige 4,3 Milliarden Euro fast sämtliche 120 Immobilien von Karstadt und weitere Gebäude der Konzernmutter Arcandor übernommen. Im Gegenzug sagte der damalige Vorstandschef Thomas Middelhoff dem Konsortium deutliche Mieterhöhungen zu, die den überhöhten Kaufpreis ausgleichen sollten. Würde Karstadt nach einem geplatzten Verkauf dichtgemacht, müsste sich Highstreet neue Mieter suchen. Sie aber würden kaum die ursprünglich ausgehandelten Beträge zahlen.

Auch die weiteren Verhandlungen mit der Belegschaft dürften für Triton nicht leicht werden. Sie hatte im Insolvenzplan bereits den Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld bis Ende August 2012 zugesagt – was einem Sanierungsbetrag von 150 Millionen Euro entspricht. Dies aber reicht dem Kaufinteressenten nach eigener Auskunft nicht. Zwar wird der angebliche Abbau weiterer 4000 Stellen, von dem die „Bild am Sonntag“ berichtete, von keiner Seite bestätigt, dennoch plant Triton nach „Handelsblatt“-Informationen, unrentable Sortimentsbereiche an Fremdfirmen zu vergeben. Außerdem sollen die Arbeitszeiten flexibler auf die Kundenbedürfnisse angepasst werden. Widerstand ist programmiert. „In den vergangenen Jahren gab es schon etliche Zugeständnisse der Mitarbeiter“, sagte am Sonntag eine Verdi-Sprecherin. Nun sei das „Ende der Fahnenstange“ erreicht.

Offiziell hüllt sich Triton weitgehend über seine Pläne in Schweigen, eine Kooperation mit einem Warenhaus-Konkurrenten aber werde es nicht geben. Damit erteilt der Investor schon jetzt dem Zusammenschluss mit Kaufhof zur Deutschen Warenhaus AG eine Absage. Diese Lösung war in den letzten Tagen von anderen Investoren, darunter der Private-Equity-Firma Blackstone, zeitweilig anvisiert worden.

Wie in Karstadtkreisen zu hören ist, waren Triton-Vertreter in der vergangenen Woche auch bei Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) in Berlin vorstellig geworden. Zusagen aus dem staatlichen Hilfsfonds sind bislang allerdings nicht bekannt geworden. „Wir machen unser Engagement aber nicht abhängig von einer Unterstützung durch die Politik“, sagte ein Triton-Sprecher dazu.

Insolvenzverwalter Görg gab sich nach Bekanntgabe der Offerte am Wochenende verhalten optimistisch. Der Insolvenzausschuss habe das Kaufangebot „wohlwollend zur Kenntnis genommen“, sagte ein Sprecher. Für die weiteren Verhandlungen mit Vermietern und Belegschaft hat Görg seine Unterstützung als Moderator zugesagt. mit dpa/AFP

Christoph Schlautmann

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