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Grundlagenforschung können sich vor allem die Institute der vier großen Forschungsgemeinschaften leisten, monieren die Industrieforscher.

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Institute gründen Zuse-Gemeinschaft: Forscher der Industrie bündeln Kräfte

Forscher wie am Berliner IASP arbeiten direkt an Innovationen für Mittelständler. Bei der staatlichen Mittelverteilung sehen sich diese Institute jedoch benachteiligt - und gründen einen eigenen Verband.

Wie lässt sich der Ballaststoffanteil im Weißbrot durch Obstfasern erhöhen, ohne dass die Qualität leidet? Wie lassen sich die Gährrückstände aus Biogasanlagen am besten zu Dünger verarbeiten? „Institute wie unseres übernehmen einen großen Teil der Forschung für kleine und mittelständische Unternehmen“, sagt Felicitas Bechstein, Vorstandsmitglied des Berliner Instituts für Agrar- und Stadtökologischen Projekte (IASP).

Abseits der Unternehmen, die sie beauftragen, sind anwendungsnahe Forschungseinrichtungen wie das IASP jedoch weitgehend unbekannt. Mit der am Dienstag in Berlin gegründeten Zuse-Forschungsgemeinschaft, wollen die bislang 68 Mitgliedsinstitute das ändern. Neben dem IASP sind sechs weitere Berliner Einrichtungen dabei. Der Name ihres neuen Vereins würdigt den in Berlin-Wilmersdorf geborenen Erfinder des Computers, Konrad Zuse (1910-1995).

Innovationstreiber Mittelstand schwächelt

„Wir wollen das nutzen, was wir zwischen den Ohren haben“, formuliert flapsig Ralf-Uwe Bauer, Präsident der Gemeinschaft und Direktor des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung. Köpfe, Wissen seien wichtige Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg. Mit Einnahmen von 750 Millionen Euro jährlich seien die außeruniversitären Forschungsinstitute unverzichtbar, aber gleichzeitig unterfinanziert.

„Auch eine Meyer-Werft braucht innovative Zulieferer, ebenso wie die Daimlers und die VWs“, erläutert Vizepräsident Wolfgang Nebel. In den vergangenen zehn Jahren sei aber die Aktivität solch mittelständischer Innovatoren laut KfW von 42 auf 28 Prozent gesunken. „Das bereitet mir Sorgen.“

Der Weg zur Bundesförderung ist weit

Damit Mittelständler stärker in Forschung investieren und Einrichtungen wie das von Nebel geleitete Oldenburger Informatik-Institut Offis in Anspruch nehmen, müsse die Industrieforschung gleichberechtigte Fördermöglichkeiten bekommen. Im Unterschied zu den stärker auf vorwettbewerbliche Forschung ausgerichteten vier großen Forschungsverbünden Helmholtz, Max Planck, Fraunhofer und Leibniz sind die Einrichtungen der Zuse-Gemeinschaft traditionell auf anwendungsnahe Wissenschaftsprojekte orientiert.

Die Fraunhofer-Gesellschaft beispielsweise bekommt knapp ein Drittel ihrer Finanzierung von Bund und Ländern um Vorlaufforschung zu betreiben. „Wir sind nicht grundfinanziert und stehen in Konkurrenz mit besser gestellten Forschungsgemeinschaften“, erläutert Bechstein die Herausforderung.

Konkrete Ziele für die künftige Finanzierung formuliert die Gemeinschaft nicht. Der Weg zu den Fördertöpfen des Bundes ist wohl nicht ohne Hindernisse. Man sei mit dem Wirtschaftsministerium und der für Mittelstand zuständigen Staatssekretärin Iris Gleicke in guten Gesprächen. Beim gerade gestarteten Hightech-Forum von Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) ist die Zuse-Gemeinschaft allerdings (noch nicht) dabei.

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