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Wirtschaft: Intel bremst die Euphorie der Börse

Chiphersteller verdoppelt seinen Quartalsgewinn, sieht aber keine Trendwende für die Branche

Berlin (msh). Der Chiphersteller Intel sieht trotz eines überraschend guten zweiten Quartals keine generelle Trendwende für die ITBranche. Intel hat im zweiten Quartal seinen Gewinn auf 896 Millionen Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal fast verdoppelt. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar. Die weitere Marktentwicklung beurteilt Intel dennoch zurückhaltend. „Ich glaube nicht, dass die Ausgaben für IT-Technik kurzfristig ansteigen“, sagte Intel-Finanzchef Andy Bryant.

Intel ist der weltweit größte Hersteller von Prozessoren für Computer, den Herzstücken der Rechner. Die Einschätzungen des Marktführers gelten als Gradmesser für die gesamte Halbleiter-Branche (siehe Lexikon). In den vergangenen Wochen hatte die Hoffnung auf eine Erholung der Märkte für Hightech-Produkte die Aktien von Technologie-Firmen weltweit auf ein Jahreshoch getrieben. Genährt wird die Hoffnung der Börsen durch Schätzungen der Marktforscher. Der Halbleiterverband WSTS erwartet nach zwei schwachen Jahren 2003 wieder ein Marktwachstum von elf Prozent. Die Investmentbank Goldman Sachs hat bei einer Umfrage unter IT-Verantwortlichen in Firmen die Bereitschaft ausgemacht, wieder mehr Geld in Hard- und Software zu investieren.

Intel dämpfte aber die Hoffnung, dass insbesondere bei Großunternehmen die Nachfrage wieder stärker anzieht. „Die bestehende IT-Infrastruktur vieler großer Konzerne ist veraltet. Eine Erneuerungswelle sehen wir aber noch nicht“, sagte Intel-Westeuropa-Chef Jürgen Thiel dem Tagesspiegel. Viele Unternehmen hatten sich vor dem Jahr 2000 mit neuen Computern ausgestattet. Als Faustregel gilt, dass Unternehmen alle drei bis vier Jahre ihre Geräte erneuern sollten. „Rund 500 Millionen Computer weltweit arbeiten noch mit Taktraten unter 400 Megahertz“, sagte Thiel. Besonders die veraltete Software genüge nicht mehr den modernen Sicherheitsanforderungen.

Ein kräftiges Wachstum macht Thiel bei kleinen und mittleren Unternehmen aus. Der Umsatz mit leistungsstarken Server-Computern habe sich im vergangenen Quartal verdoppelt. „Viele Firmen haben hier noch Nachholbedarf“, sagte Thiel. Als Trend der Zukunft sieht Thiel mobile Computer-Anwendungen: „Viele Firmen stellen keine stationäre PCs mehr auf, sondern geben ihren Mitarbeitern Notebooks.“ Gefördert werde diese Entwicklung durch die mobile Datenübertragung per Wireless Lan (W-Lan), die sich immer stärker verbreitet.

Boom bei Notebooks

Dennoch wird die IT-Branche in den meisten Bereichen weiter von großen Überkapazitäten geprägt. Das gilt insbesondere für den Markt für Speicherchips, die den Computern eine Art Kurzzeitgedächtnis verleihen. Hier steht der koreanische Mischkonzern Samsung weltweit an der Spitze. Im zweiten Quartal verbuchte Samsung wegen der niedrigen Speicherchip-Preise einen Gewinneinbruch von 40 Prozent auf 960 Millionen Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auf dem Speicherchip-Markt ist auch der deutsche Hersteller Infineon stark vertreten, der am kommenden Dienstag seine Quartalszahlen vorlegt. Auch die Technologiekonzerne Motorola und Philips machen in ihren Chipsparten noch immer hohe Verluste.

Intel bleibt von diesen Problemen weitgehend verschont. Der Konzern dominiert mit seinen Produkten den Markt für Prozessoren für Tischcomputer, Notebooks und größere Server-Computer. Einziger ernst zu nehmender Konkurrent ist AMD. Zudem profitiert Intel von hohen Investitionen in den vergangenen Jahren in neue Technologien und Produktionsstätten, die sich jetzt in einer höheren Produktivität und steigenden Gewinnen auszahlen. Besonders erfolgreich war Intel in den letzten drei Monaten bei Chips für Notebooks. Die Prozessoren sind besonders stromsparend und ermöglichen die Kommunikation mit der neuen Funktechnologie W-Lan. Tragbare Notebooks verkauften sich im Gegensatz zu stationären Tischcomputern in den vergangenen zwei Jahren glänzend. Auch die neuen Pentium-4-Chips seien von den Kunden gut aufgenommen worden, sagte Intel-Chef Craig Barrett.

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