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Wirtschaft: Interesse an Hybrid-Fahrzeugen wächst

Ölpreis und Abgasnormen sorgen auch in Deutschland für neuen Schub in der Diesel-Strom-Technologie

Berlin - 500 Hybrid-Busse vom Typ Orion VII wird Daimler-Chrysler für die Stadt New York bauen, 56 Fahrzeuge für San Francisco und 150 für Toronto. Orion-Geschäftsführer Andreas Strecker sieht in den Großaufträgen der vergangenen Wochen den Beginn einer „Hybrid-Welle“ in den USA. Der Grund für den Boom der dieselsparenden und umweltfreundlichen Technik: In den USA wird die Anschaffung von Stadtbussen mit 80 Prozent staatlich finanziert. Der Aufpreis für den alternativen Antrieb des Orion VII, der rund 500000 Dollar kostet, stelle damit für die Betreiber selbst keine so große Belastung dar.

Erdgas, Wasserstoff, Hybrid – alternative Antriebsmöglichkeiten sind angesichts der hohen Ölpreise und der Diskussion um die Feinstaubbelastung auch in Europa populär. Zur Serienreife hat es aber nur der Erdgasmotor geschafft. Für die Wasserstoff- und Hybrid-Technik ist noch ein industrieller Entwicklungsschub notwendig, um über erste Projekte hinaus eine echte Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen zu bieten. Der Fokus in Deutschland lag in den letzten Jahren bei der Förderung der Erforschung von Wasserstoff als sauberstem Kraftstoff.

Die Hinwendung zum Hybrid in den USA erklärt Strecker auch mit der strengeren amerikanischen Abgasnorm EPA 2007, die ab Anfang 2007 gelten wird: „Dieselfahrzeuge müssen dann umgerüstet werden und haben ähnliche Abgaswerte wie Erdgasbusse. Der Aufpreis für die Erdgastechnik lohnt dann nicht mehr.“ Der Verbrennungsmotor des Hybrid würde hingegen mit EPA 2007 zu einer echten Alternative.

Die Technik lasse sich nicht einfach auf Deutschland übertragen. US-Busse sind 2,60 Meter breit – deutsche fünf Zentimeter schmaler. Wegen der unterschiedlichen amerikanischen und europäischen Abgasnormen sei ein erheblicher Entwicklungsaufwand notwendig, um die Elektronik des Orion VII an die deutschen Modelle anzupassen.

In Deutschland setzen die Unternehmen eher auf Umrüstung der herkömmlichen Diesel-Busse oder auf Erdgasfahrzeuge: Im Frühjahr 2006 kommen bei den (Berliner Verkehrsbetrieben) BVG fünf von dem Gasversorger Gasag geleaste Erdgas-Busse zum Einsatz, für die eine eigene Tankstelle gebaut wird. Über 1000 Busse seiner Flotte mit insgesamt 1400 Fahrzeugen hat das Berliner Verkehrsunternehmen mit Dieselrußfiltern aufgerüstet. Diese erfüllen damit bis auf den Stickstoffoxid-Grenzwert die Abgasnorm Euro V für Neufahrzeuge, die erst 2008/2009 die Grenzwerte für Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide, Kohlenwasserstoffe und Partikel vorgibt. Bis 2007 soll die Flotte komplett umgerüstet sein.

Die Hybrid-Technik ist deshalb vorerst kein Thema. „Ende der 90er Jahre gab es eine anfängliche Euphorie“, sagte Burghard Eberwein, Sachgebietsleiter Fahrzeugmanagement bei der BVG, dem Tagesspiegel. Daraus gingen sieben Testmodelle der Mercedes-Marke Evobus für die BVG hervor. Bei den Investitionen in Neuwagen spielt Hybrid bei der BVG im Moment keine Rolle, weil der Aufpreis für die Anschaffung von Prototypen durch die Spriteinsparung nicht ausgeglichen werden könnte.

Doch mit den auf der Internationalen Automobilausstellung im September angekündigten Entwicklungskooperationen von Mercedes, BMW und General Motors sowie Porsche und VW auf diesem Gebiet rückte die Hybrid-Alternative auch in Deutschland wieder ins Blickfeld. Der Pkw-Markt hat auch Einfluss auf den Nutzfahrzeugbereich. „Wir warten auf einen neuen Anstoß der Industrie“, sagte Eberwein.

MAN testet bereits seit 2001 einen Hybrid-Bus im Liniensystem der VAG Nürnberg. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie mit 260000 Euro gefördert. Zusätzlich unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Weiterentwicklung von Diesel-Hybrid-Stadtbussen durch MAN und Siemens mit 1,4 Millionen Euro. Ein Hybrid-Bus in Serie würde rund 20 bis 30 Prozent mehr als ein herkömmlicher Diesel-Bus mit einem Preis von etwa 200 000 Euro kosten, sagt MAN.

Susanne Herrmann

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