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Wirtschaft: Intershop auf dem Weg aus der Krise

Der Software-Hersteller aus Jena verringert seinen Nettoverlust um 57 Prozent im zweiten Quartal / Partnerschaft mit ING Barings

Berlin (fw). Der angeschlagene Software-Hersteller aus Jena scheint mittels seines drastischen Kostensenkungsprogramms den Weg aus der Krise zu finden. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wurde der Nettoverlust auf 5,8 Millionen Euro gesenkt, teilte das Unternehmen am Mittwoch am Konzernsitz mit. Das Minus verringerte sich damit um 57 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und um 80 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2001. Wie geplant habe Intershop die Gesamtbetriebskosten im zweiten Quartal auf 18 Millionen von zuvor 25,6 Millionen Euro senken können, hieß es. Allerdings stagnierte der Quartalsumsatz vor dem Hintergrund der weltweiten Flaute der Softwareindustrie bei rund zwölf Millionen Euro.

Noch in diesem Jahr will Vorstandschef Stephan Schambach das einstige Aushängeschild der ostdeutschen Internetwirtschaft in die schwarzen Zahlen bringen. Im vierten Quartal erwarte er ein ausgeglichenes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, sagte der 31-jährige Unternehmensgründer. Im zweiten Quartal wurden 93 Stellen abgebaut, die Mitarbeiterzahl beträgt nun 531. Ein weiterer Stellenabbau sei momentan jedoch kein Thema, da die Kosten jetzt nach Plan gesenkt worden seien, sagte der Unternehmenssprecher Heiner Schaumann.

Das 1992 gegründete Unternehmen , das E-Commerce-Lösungen entwickelt, hat sich seit dem Einbruch des Neuen Marktes noch nicht richtig erholt. Im Jahr 2001 hatte Intershop seinen Verlust auf 131 Millionen Euro verdreifacht und ein Drittel der Mitarbeiter entlassen. Die sinkenden IT-Investitionen der Unternehmen machen Intershop zu schaffen, zudem ging die teure und aufwändige Expansionsstrategie in den USA und Asien nicht auf.

Jetzt baut Intershop vor allem auf sinkende Betriebskosten und besser gefüllte Auftragsbücher. Das Unternehmen hat laut Schaumann eine Reihe neuer Kunden – dazu gehöre die deutschen Linde und MAN, die britische Ocado-Gruppe, die französische Pechiney sowie Sony in den USA.

Kooperation mit ING Barings

Die knappen liquiden Mittel des Konzerns sind ein besonders kritischer Punkt. Momentan belaufen sie sich laut Intershop auf 26 Millionen Euro, nach 35,8 Millionen Euro im ersten Quartal. Als Grund für den Geldverbrauch nannte Schaumann die Restrukturierungskosten. Der Finanzvorstand Jürgen Schöttler teilte mit, dass Intershop für den „weiteren Weg in die Gewinnzone“ die Investmentbank ING Barings als Finanzberater engagiert hat. Falls Intershop zu wenig Geld in der Kasse haben sollte, könnte ING mit einem Zuschuss zur Seite stehen, sagte der Intershop-Sprecher.

Analysten bezweifeln zwar, dass das E-Commerce-Unternehmen auf jeden Fall noch in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben wird. „Das hängt ganz von der Auftragslage ab“, sagte Oliver Maslowski von Vontobel. Jedoch sei Intershop auf gutem Wege aus der Krise. „Intershop hat jetzt die Kosten im Griff“, sagt Maslowski. Mit dem neuen Personal sei die „old economy in das Management hereingekommen, die die Kosten kontrollieren“. Erst vor einigen Wochen hatte Intershop den Finanzvorstandsposten mit Jürgen Schöttler neu besetzt.

Die Börse reagierte auf die Zahlen mit einem Kursaufschlag von zeitweise 30 Prozent, der sich bis zum Abend auf rund zwölf Prozent verringerte. Die Aktie notierte erstmals seit Wochen wieder über einem Euro.

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