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Wirtschaft: Intershop: Softwarehersteller will andere Schwerpunkte setzen

Der Schock über den Kurssturz sitzt beim Softwarehersteller Intershop noch immer tief. "Jetzt kommt alles auf den Prüfstand", sagte Finanzvorstand Wilfried Beeck bereits kurz nachdem klar war, dass das US-Geschäft rund 80 Prozent hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.

Der Schock über den Kurssturz sitzt beim Softwarehersteller Intershop noch immer tief. "Jetzt kommt alles auf den Prüfstand", sagte Finanzvorstand Wilfried Beeck bereits kurz nachdem klar war, dass das US-Geschäft rund 80 Prozent hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Der Kurs des ehemaligen Vorzeigeunternehmens ging daraufhin Anfang Januar in den freien Fall über.

Erste Konsequenzen haben die verhagelten US-Ergebnisse jetzt für die US-Angestellten des Unternehmens. 80 von 256 Mitarbeitern werden entlassen. "Wir sind entschlossen, die Effizienz weltweit zu verbessern", teilte Intershop Vorstandschef Stephan Schambach am Wochenende mit. Doch mit einem Rückzug vom hart umkämpften US-Markt hat die Reduzierung des US-Personals laut Intershop nichts zu tun. "Der US-Markt ist ein Bestandteil unserer globalen Wachstumsstrategie", sagte Schambach. Doch statt auf den Vertrieb von Softwareprodukten für den elektronischen Handel mit Endkunden will sich der Software-Hersteller mit Sitz in San Francisco und Firmenzentrale im thüringischen Jena ganz auf Kunden konzentrieren, die Intershop-Programme für den Handel zwischen Unternehmen einsetzen wollen.

Marktforschern zufolge ist der Markt für Software für Internet-Shops mit Endkunden stärker gesättigt als der Markt für Katalogsysteme und Software für den Handel zwischen Unternehmen. "In Europa arbeiten Unternehmen wie Quelle oder Tchibo erfolgreich mit Intershop-Software im Endkundengeschäft", so Intershop-Sprecher Heiner Schaumann. Doch in den USA ist die Konkurrenz in diesem Segment extrem hart.

Neben den Hauptkonkurrenten Broadvision und Art Technology Group machen weitere Wettbewerber wie Blue Martini und Open Market den Jenaern das Leben schwer. "Allein in den USA gibt es mindestens hundert Unternehmen, die Shopsysteme für den Verkauf von Waren an Endkunden anbieten", schätzt Helmut Bartsch, Analyst bei der BW-Bank. Konkurrenten wie das US-Unternehmen Broadvision haben diesen Trend schon länger erkannt und deshalb die Produktpalette erweitert. "Der Anteil von B2C-Software lag im letzten Quartal bei rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes", sagt Thomas Gessner, Leiter der europäischen Investor Realations Abteilung von Broadvision. Weitere 40 Prozent setzt Broadvision im Bereich von B2B-Software wie "Broadvision Procurement" um, mit deren Hilfe Unternehmen ihren Einkauf elektronisch abwickeln können. Die übrigen 20 Prozent des Umsatzes erzielt Broadvision mit Software für das Informationsmanagement.

"Viele Unternehmen wollen heute eine einheitliche Lösung, die vom Intranet über Kundenmanagement, Verkaufsplattform bis zu den Lieferantenbeziehungen alles abdeckt", urteilt Gessner. Für die Softwarehersteller beginnt der Markt zwischen B2B und B2C-Software daher immer stärker zu verschwimmen. Auch die Intershop-Software "Enfinity" lässt sich sowohl für den Aufbau von Shopsystemen für Onlinehändler als auch für elektronische Geschäftsprozesse nutzen. "Beim B2B-Geschäft geht es um Kunden, die ihre Waren auf elektronischen Marktplätzen anbieten wollen", erklärt BW-Analyst Bartsch.

tnt

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