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Wirtschaft: Intervention aus Berlin

Von Dieter Fockenbrock Nun ist es raus. Wolfgang Clement hat offen gesagt, was seine Kabinettskollegen schon lange dachten: Frankreich betreibt IndustrieInterventionismus in Reinform – und der Standort Deutschland leidet.

Von Dieter Fockenbrock

Nun ist es raus. Wolfgang Clement hat offen gesagt, was seine Kabinettskollegen schon lange dachten: Frankreich betreibt IndustrieInterventionismus in Reinform – und der Standort Deutschland leidet. Die von Paris betriebene Fusion der Pharmakonzerne Sanofi und Aventis hat das unter Beweis gestellt. Frankreichs Regierung wollte mit aller Macht einen „europäischen Industriechampion“, und sie hat ihn bekommen. Die Bundesregierung hat sich in der Sache ungewohnt neutral gehalten. Verhindern hätte sie die Fusion nicht können. Doch immer wahrscheinlicher wird das Gerücht, dass es eine Absprache mit Paris gegeben habe, wonach der nächste Champion entstehen soll – auf deutschem Boden, wenn Siemens den Alstom-Konzern übernimmt.

Da scheint etwas gründlich schief zu laufen. Sonst würde Clement jetzt nicht seine französischen Kollegen offen angreifen. Der Fusionsfall Aventis sollte der deutschen Regierung eine Warnung sein: Wenn es um das Interesse Frankreichs geht, kennen die Pariser Politiker keine Verbündeten. Die deutschen Pläne, gemeinsam mit Frankreich eine neue industriepolitische Achse in Brüssel zu bilden, könnten daran kläglich scheitern. Denn in Paris und Berlin wird Industriepolitik ganz anders definiert. Über die zaghaften Versuche des Kanzlers, die deutsche Bankenlandschaft neu zu formen, kann Frankreichs Präsident nur lächeln. Paris hat längst seinen Bankenchampion – dank massiver Staatshilfe natürlich.

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