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Interview: "Familienunternehmer sind auf dem Vormarsch"

Patrick Adenauer ist Präsident des 5000 Mitglieder zählenden Verbandes "Die Familienunternehmer – ASU" und besitzt eine Baufirma in Köln. Im Interview mit dem Tagesspiegel spricht er über die Pläne Schaefflers.

Herr Adenauer, der Dax-Konzern Conti könnte demnächst zum Familienbetrieb Schaeffler-Gruppe gehören. Ist das gut?

Wenn Frau Schaeffler bald das Sagen hätte, muss das kein Nachteil sein. Die Mitarbeiter und Kunden müssen sich fragen, was besser wäre – ein anonymer Hedgefonds oder ein solides deutsches Unternehmen mit langfristigen Zielen.

Macht das einen Unterschied? Es scheint, als habe sich Frau Schaeffler an der Strategie von Finanzinvestoren orientiert.

Es geht um das Ziel, das jemand verfolgt. Frau Schaeffler will mit besseren Produkten auf festeren Füßen stehen – und nicht in kürzester Zeit die maximale Rendite für anonyme Investoren herausziehen. Es geht um die unternehmerische Idee. Wenn Frau Schaeffler zur Erreichung ihres Ziels ähnliche Instrumente wie ein Investor anwendet, finde ich das nicht weiter problematisch.

Was macht Sie so sicher, dass Familienfirmen besser wirtschaften?

Die Krise der Kapitalmärkte zeigt, dass eine Notierung an der Börse nicht unbedingt von Vorteil ist. Der besonders verantwortungsvollere Umgang mit Eigen- und Fremdkapital, den Familienfirmen pflegen, liefert offensichtlich vor allem langfristig die besseren Ergebnisse. Finanzinvestoren haben das zu kopieren versucht, wollen aber meist zu schnell zu viel Rendite und scheitern daran. Zudem funktionieren die Kapitalmärkte im Zuge der Finanzkrise nicht mehr so gut, es gibt weniger Kapital. Deshalb sind Familienunternehmer auf dem Vormarsch – nicht nur hierzulande, sondern weltweit.

Familienunternehmen gelten als fair und solide. Firmen wie Lidl oder Schlecker bespitzeln aber Mitarbeiter und zahlen schlecht. Pflegen Sie nicht ein überkommenes Image?

Es gibt überall solche und solche. Tatsache ist, dass es bei Familienunternehmen viele positive Vorbilder gibt – Otto, Oetker oder Miele. Zudem sind sie meist kleine und mittelgroße Betriebe. Die Großen müssen sich indes mit jenen messen, die am Kapitalmarkt orientiert sind – da wird mitunter ein anderes Spiel gespielt.

Erwarten Sie, dass Familienunternehmen auch andere große deutsche Konzerne ins Visier nehmen?

Das kann ich mir durchaus vorstellen. Warum sollte das, was mit Volkswagen passiert ist, nicht anderswo möglich sein?

Das Interview führte Carsten Brönstrup.

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