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Facebook hat den Messenger-Dienst WhatsApp übernommen.

© AFP

Interview mit CCC zu WhatsApp-Verkauf: „Es kann sich keiner beschweren“

Die Nachricht versetzt die digitale Welt in Aufregung: Facebook kauft WhatsApp. Viele Nutzer sorgen sich jetzt um ihre Daten. Michael Horn, Sprecher des Chaos Computer Club, erklärt die Gefahren des Kurznachrichtendiensts.

Bisher hat sich WhatsApp wohl darauf beschränkt, die hochgeladenen Daten für die Vernetzung mit anderen Nutzern zu verwenden. Facebook wird die Daten aus den hochgeladenen Adressbüchern aber ganz sicher nutzen, um zum Beispiel auch Daten über Personen zu sammeln, die in den Telefonbüchern stehen, bisher aber kein eigenes Profil haben. Und in den Geschäftsbedingungen von WhatsApp steht klar drin, dass ein Käufer die Daten nutzen darf. Demnach kann sich jetzt eigentlich keiner beschweren.

Was passiert mit meinen Daten, wenn ich jetzt aus Protest mein Profil lösche?

Soweit ich weiß, ist in den Geschäftsbedingungen eine Löschung der Daten nicht explizit vorgesehen. Wenn WhatsApp jetzt in Facebook eingegliedert wird, ist es ohnehin fraglich, ob die Daten gelöscht werden, denn Facebook selbst macht dies ja grundsätzlich nur sehr widerwillig mit den Daten seiner Nutzer.

Auch vor dem Verkauf gab es schon Berichte über Sicherheitslücken ...

WhatsApp verschickt die Daten mehr oder weniger unverschlüsselt an einen zentralen Server. In jedem Kommunikationsmodell, das so funktioniert, können die Nachrichten abgefangen, verfälscht oder kopiert werden. Außerdem ist das Mobiltelefon an sich kein sicherer Aufbewahrungsort für Daten.

Und die Konkurrenz macht das besser?

Sie behaupten zumindest, dass sie die Nachrichten verschlüsseln. Aber das hat bisher niemand bewiesen. Denn dafür müssten sie den Programmcode offenlegen und dann lässt sich damit natürlich kein Geld mehr verdienen. Die klassischen SMS sind übrigens auch nicht besser, das gibt sich alles nicht viel.

Es soll für WhatsApp sogar Spionage- Apps geben, die jeder nutzen kann ...

Ja, das stimmt, damit können die Daten einfach ausgelesen werden. Es wäre aber auch nicht schwer, eine solche App für andere Anbieter zu programmieren. Nur scheint sich dieser Aufwand bisher offensichtlich nicht gelohnt zu haben.

Was raten Sie, wenn man auf einen Kurznachrichtendienst nicht verzichten will?

Es ist schon gut, wenn ein Dienst nicht das Hochladen des Telefonbuchs voraussetzt. Und dann muss man eben überlegen, je nachdem was man kommuniziert. Firmen mit Geschäftsgeheimnissen sollten schon mehr in den Aufbau eigener Netze investieren. Bei Alltagsgesprächen muss jeder selbst wissen, wie viel Aufwand er zu betreiben bereit ist.

Michael Horn ist Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC). Der CCC ist die größte europäische Hackervereinigung. Das Gespräch führte Elisa Simantke.

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