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Wirtschaft: Investitionen in Lateinamerika bleiben attraktiv

MÜNCHEN .Weltbank-Präsident James Wolfensohn und andere Spitzenvertreter der internationalen Wirtschaft haben deutsche Unternehmen trotz der aktuellen Krise in Brasilien zum verstärkten Engagement in Lateinamerika aufgerufen.

MÜNCHEN .Weltbank-Präsident James Wolfensohn und andere Spitzenvertreter der internationalen Wirtschaft haben deutsche Unternehmen trotz der aktuellen Krise in Brasilien zum verstärkten Engagement in Lateinamerika aufgerufen.Die deutsche Wirtschaft sei dazu prädestiniert, weil bei ihren Engagements meist auch soziale Aspekte berücksichtigt werden, lobte Wolfensohn beim vierten Deutschland-Forum der Weltbank in München, das sich diesmal Lateinamerika widmet.Die dortigen Staaten haben seit der Mexiko-Krise 1994 entscheidende Fortschritte in Richtung Marktwirtschaft gemacht, lobten Experten.

Die jetzige Krise speziell in Brasilien sei nicht hausgemacht sondern über andere Krisenregionen wie Asien und Rußland importiert, betonte der Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), Enrique Iglesias.Er und andere Kenner der Region rechnen mit einer schnellen Bewältigung der aktuellen Störung.Nach einer Wachstumsdelle 1999 dürfte es in Lateinamerika verstärkt aufwärts gehen.Dabei hoffen die Lateinamerikaner speziell auf deutsche Konzerne.Vor allem bei Direktinvestitionen habe Deutschland im internationalen Vergleich Nachholbedarf, rügten internationale Wirtschaftsexperten.Nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine sei er hinsichtlich des staatlichen Engagements zuversichtlich, sagte Wolfensohn.Beide Politiker hätten zugesagt, der Entwicklungshilfepolitik künftig höheres Gewicht zuzumessen.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnt verstärkte Lateinamerika-Investments an.Die dortige Region sei ein von deutschen Unternehmen allgemein "viel zu lange vernachlässigter Kontinent", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf von Wartenberg.Das hierzulande schlechte Image dortiger Märkte sei nicht mehr nachvollziehbar, auch wenn die aktuelle Brasilienkrise verunsichere.Industrielle Konkurrenten aus den USA oder auch Italien bauen in Lateinamerika keine Luftschlösser, warnte der Wirtschaftler vor dem Verschlafen von Marktchancen.Vor allem bei der Privatisierung von Staatsfirmen hätten deutsche Konzerne Chancen zur Verflechtung versäumt, ergänzte der Finanzvorstand der Münchner Siemens AG, Heinz-Joachim Neubürger.Siemens selbst setze in Lateinamerika mit 28 000 Mitarbeitern rund acht Mrd.DM um.Jedoch stimme dort die Rendite nicht.Die Wirtschaft sei zu mehr Engagements in lateinamerikanische Infrastrukurprojekte bereit, wenn dabei die Nationalstaaten mit ins Boot kämen, bot Neubürger an.Von der Brüsseler EU forderte Wartenberg, nach US- Vorbild mit lateinamerikanischen Staaten über eine Freihandelszone zu verhandeln.Derzeit muß die dortige Wirtschaft einen Rückschlag verkraften.Das Wachstum drohe im laufenden Jahr von 2,6 auf 1,1 Prozent zu schrumpfen, schätzte der chilenische Wirtschaftsexperte Jose Antonio Ocampo.Auf die menschliche Komponente von wirtschaftlicher Entwicklung machte Königin Silvia von Schweden als Ehrengast des Weltbankforums aufmerksam.So seien Kinderprostitution und die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft die Schattenseiten vieler Wachstumsstrategien.Die Königin rief die internationale Staatengemeinschaft und insbesonders ihre Wirtschaftsführer dazu auf, Kinderarmut aktiv zu bekämpfen.

THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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