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Mitarbeiterin des Opel-Werks in Eisenach bei der Montage eines Corsa.

© imago/photo2000

Investitionsentscheidungen: Zwei Grad Ziel für die Wirtschaft

Die Wirtschaft stellt sich auf mehr Klimaschutz ein. Doch wie Unternehmen künftig über Investitionen entscheiden, spielte bisher in Studien kaum eine Rolle.

Technologien gegen den Klimawandel gibt es, auch politisch sind die Leitplanken klar, selbst wenn es an der Umsetzung noch hapert. Aber wie können sich Unternehmen so weiterentwickeln, dass sie ohne Wertverluste in eine Welt kommen, die nicht wärmer als zwei Grad wird als vor der industriellen Revolution?

Das ist das Thema einer Studie, die der WWF zusammen mit der Stiftung 2° am heutigen Freitag veröffentlicht. Ausgangspunkt der Überlegungen ist das Risiko von Unternehmen, wegen des Klimaschutzes finanzielle Einbußen zu erleiden, etwa durch Wertverluste ihrer Produktionsgüter. „Das wollten wir in komplexere Branchen übersetzen“, sagte Studienautor Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF. Mit der Studie will sein Team Unternehmen ein Raster zu Verfügung stellen, mit dem sie den Strukturwandel auf konkrete Investitionsentscheidungen übertragen können.

Exemplarisch durchleuchtet die Studie Wertschöpfungsketten in der Automobil- und der Kunststoffindustrie. Roh- und Brennstoffe, die Energieeffizienz des Herstellungsprozesses, die Emissionen und das Produkt selbst bis hin zu seinem Recycling – all das müsste ja umgestellt werden, wenn Unternehmen CO2-frei oder CO2-arm produzieren wollen.

Mittelständler hätten oft nicht die Kapazitäten, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sagte Kopp: „Das wird auch deshalb noch nicht gemacht, weil es zu komplex ist und die rechtlichen Anforderungen dafür auch noch nicht da sind.“ Dabei wäre es im eigenen Interesse von vielen Branchen. „Hersteller von Seife muss man vielleicht nicht damit beglücken, da wird die klimabedingte Transformation keinen großen Einfluss auf den Gewinn haben. Aber es stecken eine Menge Chancen darin, wenn man sich rechtzeitig auf den Weg macht“, so Kopp.

Er fände es gut, wenn Unternehmen sich in ihrem Geschäftsbericht mit strategischen Investitionsentscheidungen und „deren Verträglichkeit mit der erforderlichen Transformation“ beschäftigen müssten – und zwar noch detaillierter, als es die Empfehlungen der Task-Force on Climate-related financial disclosures vorsehen. Auch die EU hat Empfehlungen der High-Level Expert Group on Sustainable Finance gesichtet und sie zu einem Aktionsplan verdichtet.

In Zukunft müssten Automobilhersteller dann beispielsweise durchdenken, wie lange ihre Produktionsstraßen noch Hybride produzieren sollen und ab wann sie auf vollelektrische Fahrzeuge umsteigen. Laut Klimaschutzszenario 2050 von Öko-Institut und Fraunhofer ISI, das der WWF-Studie zugrunde liegt, müsste bis 2030 schon die Hälfte der Produktion auf alternative Antriebe umgestellt sein.

Bei Raffinerien wären 2050 sogar über 80 Prozent der heutigen Anlagekapazitäten bedroht. Unternehmen der Kunststoffindustrie könnten hingegen noch mit bis zu 35 Prozent Wachstum rechnen – dafür müssten sie die Anlagekapazitäten entsprechend entwickeln.

WWF-Experte Kopp fordert, dass Unternehmen bessere Daten bereitstellen und ihre Pläne mit den Zwei-Grad-Szenarien abgleichen. Es müsste nicht nur statische Informationen darüber geben, wann wie viele Emissionen produziert werden, sondern auch, wann sie wie stark reduziert werden sollen.

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