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Wirtschaft: Investmentbanken blicken verstärkt nach Deutschland Branche sieht nach langer Krise erste Zeichen der Besserung

Frankfurt (Main) (mm/rob/HB). Die großen internationalen Investmentbanken wollen die kontinentaleuropäischen Länder in den kommenden Jahren zu ihrem wichtigsten Markt ausbauen.

Frankfurt (Main) (mm/rob/HB). Die großen internationalen Investmentbanken wollen die kontinentaleuropäischen Länder in den kommenden Jahren zu ihrem wichtigsten Markt ausbauen. „Diese Märkte werden deutlich schneller wachsen als die Vereinigten Staaten“, sagte Walter Gubert, Global Chairman der Investmentbank JP Morgan, dem Handelsblatt. „Wer sich durchsetzen will, der muss in Deutschland, Frankreich und Italien zu den Top 3 gehören.“ Derzeit nehmen die Investmentbanken nach Berechnungen der Deutschen Bank gut 60 Prozent ihrer weltweiten Honorare in Amerika ein, Europa kommt auf 30 Prozent, Asien auf etwa 10 Prozent. Gubert geht davon aus, dass Europa in fünf Jahren zu den USA aufgeschlossen haben könnte.

Die wachsende Bedeutung Europas für die Investmentbanken bedeute allerdings nicht, dass der alte Kontinent auch das in den USA erzielte Wirtschaftswachstum erreichen werde, erklärte Gubert. Die USA blieben die Lokomotive der Weltwirtschaft. Es sei aber gerade der in Europa noch immer bestehende Reformbedarf, der den alten Kontinent für die Investmentbanken interessant mache.

Wie viele seiner Kollegen rechnet Gubert nach drei Jahren Krise allmählich mit einer Trendwende im Investmentbanking. „In den vergangenen Monaten hat sich das Bild aufgehellt“, sagte er. Inzwischen hätten die Unternehmen wieder echtes Interesse an Übernahmen und Aktienplatzierungen, das sich von 2004 an auch in abgeschlossenen Transaktionen zeigen werde. Für eine Entwarnung für die Branche ist es nach Guberts Meinung aber noch zu früh. Nach wie vor kämpften die Banken mit Überkapazitäten, weiterer Personalabbau sei nicht ausgeschlossen.

Das größte Potenzial sieht Gubert in Deutschland als größter Volkswirtschaft der Eurozone. Inzwischen sei der Leidensdruck in der Politik und den Firmen groß genug, um wirkliche Reformen in Gang zu bringen. Auch bei Internationalen Investoren stoße das Thema Deutschland inzwischen wieder auf größeres Interesse. „Natürlich fragen sich viele, ob es für einen Einstieg nicht doch noch zu früh ist“, meint Gubert. Insgesamt könne man die Einstellung gegenüber dem Standort Deutschland aber mit „vorsichtigem Optimismus“ beschreiben. Schließlich böten sich den Investmentbanken beim Umbau der Deutschland AG in den kommenden Jahren reichlich Geschäftsgelegenheiten. Das gleiche gelte in etwas schwächerem Maße auch für Frankreich und Italien. Zusätzlichen Schub bekomme der Markt von der wirtschaftlichen Integration von Mittel- und Osteuropa.

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