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Wirtschaft: Investmenthäuser und Banken verhandeln über eine neue Handelsplattform

Die Dresdner Bank steht einer Europa-Börse von US-Investmentbanken positiv gegenüber. "Wir kennen das Projekt der US-Investmentbanken und prüfen gegenwärtig wohlwollend, ob wir mitmachen", erklärte ein Sprecher der Dresdner Bank auf Anfrage.

Die Dresdner Bank steht einer Europa-Börse von US-Investmentbanken positiv gegenüber. "Wir kennen das Projekt der US-Investmentbanken und prüfen gegenwärtig wohlwollend, ob wir mitmachen", erklärte ein Sprecher der Dresdner Bank auf Anfrage. Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan und Merrill Lynch planen nach Angaben aus Bankkreisen den Aufbau einer Europa-Börse, an der über eine elektronische Handelsplattform die wichtigsten Aktien gehandelt werden sollen. Die Union Bank of Switzerland (UBS) hat eine eigene Beteiligung dementiert. J.P. Morgan erklärte in London, es würden Gespräche geführt. Konkrete Pläne bestätigte das Institut dagegen nicht. Goldman Sachs und Morgan Stanley lehnten eine Erklärung ab.

Die europäischen Börsen reagierten reserviert. Ein Sprecher in Mailand wollte genauso wie die deutsche und die Londoner Börse keine Stellungnahme abgeben. Die Börse Amsterdam erklärte, die US-Banken würden mit ihrem Projekt auf große Schwierigkeiten stoßen. Man habe zwar schon viel darüber gehört, aber noch immer lägen keine konkreten Pläne vor. Das Projekt einer Europa-Börse könnte im Laufe des kommenden Jahres realisiert werden, heißt es in Bankkreisen. Unklar ist offenbar die Wahl der elektronischen Handelsplattform.

Beteiligt haben sich die Banken an mehreren sogenannten Electronic Communication Networks (ECN). Daher stünden mehrere Alternativen zur Verfügung. Als ein Favorit gilt die Londoner Alternativbörse Tradepoint, an der unter anderem auch Morgan Stanley Dean Witter und J.P. Morgan beteiligt sind. Das Computersystem böte sich an, weil sie nicht nur seit Juni 1995 die Börsenanerkennung der britischen Behörden hat, sondern im April dieses Jahr als einziges europäisches System eine Freigabe der US-Regulierungsbehörden erhalten hat, künftig auch in den USA operativ als Börse aufzutreten.

Spekuliert wird auch über den Einsatz von Xetra. Das elektronische Handelssystem der Deutschen Börse AG gilt als eins der modernsten seiner Art und habe sich im Geschäft mit Standardwerten bewährt. Ein Weg sei die Lizenzvergabe an die Banken wie bei der Börse Wien. Ein anderer die Herauslösung von Xetra aus der Deutschen Börse AG in eine eigene Gesellschaft. An der könnten sich dann die Börsenbetreiber beteiligen, heißt es aus Börsenkreisen. Die Deutsche Börse AG wollte weder zu den Plänen der Investmentbanken noch zu einem möglichen Einsatz von Xetra einen Kommentar abgeben.

Die Amsterdamer Börse sieht keine Notwendigkeit, die Bestrebungen der wichtigsten europäischen Börsenplätze zur Vereinheitlichung des Kapitalmarktes zu beschleunigen. Zu der durch US-Investmentbanken angekündigten Europa-Börse meinte Börsensprecher Raimont Salet gelassen: "Wir haben schon so viel davon gehört, aber noch immer liegen keine konkreten Pläne vor." Die Banken werden nach Einschätzung der Amsterdam Exchanges mit ihrem Projekt noch mehr Schwierigkeiten haben als die Börsen.

Jörg Walter, Geschäftsführer der Berliner Wertpapierbörse, kommentierte die Pläne für eine neue Europa-Börse, die vor allem die Regionalbörsen ins Hintertreffen bringen würde, zurückhaltend. Die Entwicklung werde genau beobachtet, sagte Walter dem Tagesspiegel. Für eine abschließende Bewertung sei es indes noch zu früh.

mot

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