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Segensbringer – oder nicht? Investor Prem Watsa behauptet, dass er nur Risiken eingeht, die er kalkulieren kann.

© Reuters

Investor Prem Watsa: Kanadas Warren Buffett will Blackberry

Prem Watsa, indischer Einwanderer und Selfmade-Milliardär, gilt als bescheiden. Risiken geht er nur ein, wenn sie kalkuliert sind. Nun kauft er Blackberry. Ein Porträt.

Prem Watsa hat selten das Rampenlicht gesucht. Aber nun richten sich die Blicke auf den 63-jährigen Kanadier indischer Herkunft. Mit einem bisher nicht näher umrissenen Konsortium will Watsas Fairfax Financial Holdings, einer der größten Aktionäre von Blackberry, den strauchelnden Smartphone-Hersteller ganz übernehmen, von der Börse nehmen und dann in eine bessere Zukunft führen.

Die meisten Kanadier dürften jetzt erstmals bewusst den Namen Prem Watsa gehört haben, obwohl er seit Jahren zur Wirtschafts- und Finanzelite des Landes gehört. Als „Kanadas Warren Buffett“ oder „Warren Buffett des Nordens“ wird er in Anspielung auf den US-amerikanischen Investor und Milliardär oft genannt. Aber er ist im Gegensatz zu Buffett nicht omnipräsent in den Medien. Er sei „der reichste, schlauste Typ, von dem man niemals gehört hat“, schrieb das Magazin „Toronto Life“ über den Mann, der schon im Frühjahr 2007 eine globale Finanzkrise vorhergesagt hatte.

Erst im Januar 2012 war Prem Watsa als „unabhängiger Direktor“ Blackberrys Aufsichtsrat beigetreten. Es waren die turbulenten Tage, als die bisherigen Co-Chefs Mike Lazaridis und Jim Balsillie ihre Posten aufgeben mussten und Thorsten Heins an die Spitze des Unternehmens trat. Im August 2013 schied Watsa aus dem Gremium aus, um nicht, wie es hieß, in Interessenkonflikt zu geraten. Schon damals wurde vermutet, dass er an einer Offerte zum Kauf von Blackberry arbeite.

Fairfax heißt die von Watsa 1985 gegründete Holding. Der Name soll für „fair and friendly acquisitions“ stehen, für faire, freundliche Übernahmen. Fairfax, das seinen Sitz in Kanadas Finanzzentrum Toronto hat, sieht sich als Finanzdienstleistungs-Holding für Sach- und Unfallversicherungen, Rückversicherungen und Investmentmanagement. Fairfax investiert in Unternehmen in der Krise, von denen Watsa glaubt, dass sie mit einer Finanzspritze und Veränderungen in Struktur und Geschäftsmodell wieder auf die Beine kommen können. So war es 1985, als Watsa Markel Financial, eine kanadische Lkw-Versicherung, kurz vor deren Zusammenbruch übernahm. Er sanierte sie und benannte sie in Fairfax um. Zu diesem Zeitpunkt konnte er bereits auf eine bewegte Vita zurückblicken.

Geboren wird Watsa 1950 im indischen Haiderabad. Sein Vater, der schon jung seine Eltern verloren hatte, hatte es zum Direktor der angesehenen Hyderabad Public School gebracht. Auch der junge Prem besucht später diese Schule, obwohl er nicht aus einer reichen Familie stammte. Am Indischen Institut für Technologie wurde er zum Chemieingenieur ausgebildet. Während seines Studiums lernt er seine spätere Frau Nalini kennen, mit der er drei Kinder bekommt. Aber der Ingenieursberuf ist nicht seine Berufung. 1972 wandert Prem nach Kanada aus, wo sein Onkel arbeitet, und schreibt sich in London, Ontario, für Betriebswirtschaft ein. Nebenbei verkauft er Heizungen und Klimaanlagen.

„Manchmal muss man sich abwenden“

Über die Confidential Life Insurance in Toronto beginnt sein Aufstieg in der Finanzwelt. Ein Buch des Investmentmanagers und Professors Benjamin Graham („The Intelligent Investor“) bezeichnet er als prägend. Dieses Buch über Investments in Wertpapiere und wertorientiertes Investieren inspiriert ihn ebenso wie Warren Buffett. Analyse und Disziplin wird Watsa später als Schlüssel für gutes Investieren bezeichnen: Ohne ein gewisses Maß an Sicherheit lässt man es besser bleiben. „Manchmal muss man sich abwenden“, sagt Watsa.

Bis 1983 bleibt Watsa bei Confidential, dann steigt er bei einer Investmentfirma ein. Ein Jahr später gründete er seine eigene Vermögensberatung, es folgt der Aufstieg mit Markel Financial. Kanadische Medien betonen sein im Vergleich „relativ bescheidenes“ Gehalt von rund 600 000 Dollar. Seine Firmenbeteiligungen sichern ihm ein Milliardenvermögen.

Watsa gilt als einer, der Konventionen bricht. Ira Gluskin, Gründer der Investmentfirma Gluskin Sheff, sagt, Watsa wende eine Menge Zeit auf, um mit der herkömmlichen Meinung nicht übereinzustimmen: „Wenn es das ist, was jeder glaubt, dann ist es wahrscheinlich falsch und das Gegenteil ist der Weg, um Geld zu verdienen“. In den Richtlinien seiner Holding steht er für unternehmerisches Handeln und kalkuliertes Risiko.

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