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Wirtschaft: „Investoren werden meist gut behandelt“ Man braucht einen langen Atem, sagt Berater Sieper

Herr Sieper, Tunesien ist im Umbruch. Ist das eher eine Chance oder ein Risiko?

Herr Sieper, Tunesien ist im Umbruch. Ist das eher eine Chance oder ein Risiko?

Ich gehe davon aus, dass der Demokratisierungsprozess dort in guten Bahnen weitergeht, weil zumindest in Tunesien die Islamisten nicht stark sind. Dafür ist die Bevölkerung zu gebildet, zu aufgeklärt und zu freiheitsliebend. Dort aber, wo Islamisten Fuß fassen, kann es auch für die Wirtschaft schwierig werden. Nicht weil sie gläubige Muslime sind, sondern weil sie Strukturen destabilisieren und keine Rechtssicherheit bieten.

Was bedeutet die Entwicklung in Tunesien für Investoren?

Da muss man differenzieren. Für Unternehmer, die dort direkt etwas aufbauen wollen, bleibt das Land sicher interessant. An der Börse dort haben wir uns aber bisher nicht engagiert. Weil sie recht klein ist. Zudem sind an einigen Unternehmen, deren Aktien dort gehandelt werden, die Familien der ehemaligen Machtelite beteiligt. Was aus diesen Unternehmen wird, weiß noch niemand.

Und in den Nachbarländern?

Als Börsenplatz ist sicher die Börse Ägyptens die interessanteste. Dort haben wir auch den größten Binnenmarkt der Region – was zum Beispiel für ein Investment in Konsumgüter spricht. Auch der Finanzplatz Marokko kann sich sehen lassen. In diesen Ländern ist die Wirtschaft diversifizierter als etwa in Algerien.

Dort handelt man mit Öl und Gas.

Ja, dadurch konnte Algerien seine Auslandsschulden kräftig abbauen. Wegen des Rohstoffreichtums war aber der Druck bisher sehr gering, in Bildung zu investieren. Ähnlich ist es in Libyen, auch dort gibt es eine extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit. Das ist politisch und ökonomisch ein Problem. Zudem herrscht in Algerien neuerdings noch mehr Willkür. So hat die Regierung zum Beispiel die Tochtergesellschaft der ägyptischen Mobilfunkgesellschaft Orascom Telecom, die dort investiert hatte, nachträglich massiv besteuert. So etwas schreckt natürlich Investoren ab.

Das klingt nicht optimistisch.

Afrika insgesamt ist ein äußerst spannender Kontinent – auch für Anleger. Die Situation der Märkte ist teilweise vergleichbar mit denen in Osteuropa nach der Wende 1989, die heute florieren. Da tut sich eine Menge, aber man braucht einen langen Atem und viel Neugier. Investoren sind stets willkommen und werden meist auch gut behandelt

Welche Branchen dürften sich besonders gut entwickeln?

In der gesamten Region dürften Rohstoffunternehmen weiter gut laufen, außerdem Banken und Konsumtitel. Auch der Immobilienmarkt gewinnt an Bedeutung.

Hartmut Sieper

ist Autor des Buches „Investieren in Afrika“

(Finanzbuch Verlag) und Chef der Unternehmensberatung Trans Africa Invest.

Das Gespräch führte

Kevin P. Hoffmann

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