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Wirtschaft: Islam: Nicht nur für das Jenseits

Ein Kaufmann als Religionsstifter – das sollte eigentlich dafür garantieren, dass die Religion auch Wirtschaftsfragen regelt. Doch Mohammed, der Gründer des Islam, hat dazu kaum etwas gesagt.

Ein Kaufmann als Religionsstifter – das sollte eigentlich dafür garantieren, dass die Religion auch Wirtschaftsfragen regelt. Doch Mohammed, der Gründer des Islam, hat dazu kaum etwas gesagt. Trotzdem bestimmt die Religion auch den Wirtschaftsalltag der Muslime. Denn Islam bedeutet „Unterwerfung unter den Willen Gottes“. Das gilt nicht nur für ein Leben nach dem Tod, sondern bereits für das Diesseits – und zwar für alle Lebenslagen.

Aus den wenigen Stellen im Koran, dem heiligen Buch des Islam, und dem islamischen Recht, der Scharia, wurden daher Grundsätze dafür abgeleitet, wie ein Muslim sich im Wirtschaftsleben verhalten soll. Dabei steht vor allem Gerechtigkeit im Vordergrund. Ein Muslim darf nicht neidisch und unehrlich sein. Preise müssen gerecht, Gewinne nicht überzogen sein. Konkret gibt es nur zwei Grundsäulen, die ausdrücklich in einer mit dem Islam vereinbaren Wirtschaftsordnung vorkommen müssen: die Armensteuer und das Verbot, Zinsen zu nehmen. Und es hat sich ein – religiös motiviertes – rigides Erb und Körperschaftsrecht entwickelt. Diese Kombination hat die islamische Welt, die im Mittelalter Europa wirtschaftlich überlegen war, in der Neuzeit weit zurückgeworfen. Es konnten sich keine großen Konzerne oder Finanzdienstleister entwickeln. Die modernen muslimischen Volkswirtschaften befreien sich aber zunehmend davon und denken marktwirtschaftlich. Über Hilfskonstruktionen können Banken mittlerweile Zinsen nehmen und so leichter Industrieprojekte finanzieren. Und bei Streitigkeiten empfehlen Gerichte im strenggläubigen Saudi-Arabien auch schon einmal die außergerichtliche Einigung – damit die Scharia nicht angewendet werden muss. hop

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