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Flugzeuge der Alitalia auf dem Flughafen "Leonardo da Vinci" in Rom (Archivfoto).

© epa ansa Telenews/ANSA/dpa

Update

Italienische Airline vor dem Aus: Alitalia droht der Crash

Die italienische Airline Alitalia steht kurz vor der Insolvenz. Die Mehrheit der Mitarbeiter hatte zuvor gegen einen Sanierungsplan gestimmt.

Regierungschef Paolo Gentiloni hatte am Vortag der Abstimmung keine Zweifel darüber aufkommen lassen, was für die Fluggesellschaft auf dem Spiel steht: „Ohne den neuen Sanierungsplan kann die Alitalia nicht überleben.“ Die Mahnung des Premiers hat die Belegschaft der Airline, mit der traditionell auch der Papst aus Rom fliegt, wenig beeindruckt: 67 Prozent der 12.500 Mitarbeiter haben den vom Verwaltungsrat vorgelegten „Blut-und-Tränen- Plan“ zur Rettung der Airline abgelehnt. Dem Plan zufolge hätten rund 1400 Alitalia-Beschäftigte ihre Stelle verloren, die Löhne wären generell um acht Prozent gekürzt worden. Im Gegenzug hätten die Aktionäre weitere zwei Milliarden Euro in die Airline gepumpt. Ein erster Plan hatte noch drastischere Einschnitte vorgesehen: 2000 Stellen sollten gestrichen und die Löhne um 30 Prozent reduziert werden.

Die Alitalia, die eine Flotte von mehr als 120 Maschinen hat, gehört zu 49 Prozent der arabischen Etihad und zu 51 Prozent einem italienischen Investorenkonsortium unter der Führung der beiden Großbanken Unicredit und Intesa-SanPaolo. Die Großaktionäre haben nach der Bekanntgabe des Abstimmungsresultats mitgeteilt, dass die geplante Rekapitalisierung um zwei Milliarden nun unmöglich sei und dass jetzt die für solche Fälle vorgesehenen gesetzlichen Schritte eingeleitet würden.

Das bedeutet, dass der Verwaltungsrat bei der Regierung beantragen wird, die Alitalia unter Zwangsverwaltung zu stellen und einen Sonderkommissar einzusetzen. Dies entspricht einer Art Gläubigerschutzverfahren, in dessen Rahmen ein Käufer gesucht wird. Falls sich nicht in relativ kurzer Zeit ein neuer Investor blicken lässt, droht die Insolvenz.

2016 machte die Fluglinie 400 Millionen Euro Verlust

Viel Zeit wird dem Sonderkommissar nicht bleiben: Falls die Regierung keinen Überbrückungskredit gewähren sollte, droht dies Szenario in wenigen Wochen. Berichten zufolge reicht die Liquidität der Alitalia, die jeden Tag über eine Million Euro Cash verbrennt, noch bis höchstens Mitte Mai. Der unmittelbare Geldbedarf des Unternehmens beträgt demnach eine Milliarde Euro.

Die Aktionäre hatten klargemacht, dass sie ohne die Zustimmung der Mitarbeiter zum Sanierungsplan kein Geld mehr einschießen würden. Alleine die Unicredit hat nach Angaben ihres Vorstandschefs Jean-Pierre Mustier in den vergangenen drei Jahren 500 Millionen Euro draufgelegt.

Den Steuerzahler in Italien hat Alitalia in den vergangenen zwei Jahrzehnten rund zehn Milliarden Euro gekostet. Schon 2008 musste die damals noch staatliche Fluggesellschaft einem Sonderkommissar unterstellt werden und wurde dabei zerschlagen. Der privatisierte und faktisch von den beiden Großbanken geführte Teil blieb trotz der Befreiung von sämtlichen Altlasten in den roten Zahlen stecken, worauf 2013 eine weitere Sanierung erforderlich wurde. Als kapitalkräftiger Weißer Ritter ist bei dieser Gelegenheit Etihad auf den Plan getreten. Doch auch unter den Emiren hat die Alitalia bisher nur Verluste eingeflogen – 2016 waren es 400 Millionen Euro.

Die Fluggesellschaft hat vor allem mit Billigfliegern zu kämpfen. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile durch die arabische Fluggesellschaft Etihad sollte den Neustart bringen. Doch die Beteiligung erwies sich für die Araber bislang als teures Zuschussgeschäft - ähnlich wie ihre Beteiligung an Air Berlin.

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