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Wirtschaft: Italienische Lösung für den maroden Fiat-Konzern?

Heftige Spekulationen um angeblichen neuen Rettungsplan

Düsseldorf (kri/HB). Mit einem trockenen „no grazie“ kommentierte Umberto Agnelli den neuen Rettungsplan für den angeschlagenen FiatKonzern, den italienische Medien zum Jahresauftakt groß und breit auf die Titelseiten gebracht hatten. „Wir schätzen das uns entgegengebrachte Interesse, aber es gibt nur einen Rettungsplan, den der Fiat-Aufsichtsrat zusammen mit den Gläubigerbanken und der Regierung beschlossen hat“, erklärte der mächtigste Mann in der Agnelli-Familie. Anfang Dezember war der Sanierungsplan verabschiedet worden; knapp 6000 Arbeiter wurden entlassen.

Dabei hat Roberto Colannino, der ehemalige Chef der Telecom Italia, der in den Medien bereits als weißer Ritter gepriesen wird, seinen Plan bislang noch gar nicht offiziell vorgestellt. Direkte Kontakte mit der Agnelli-Familie hat es allerdings gegeben. Und für Donnerstag war eine Videokonferenz von Colannino mit den General-Motors-Managern vorgesehen. Der amerikanische Konzern besitzt 20 Prozent von Fiat Auto und hat für 2004 die Option, die komplette Autosparte zu übernehmen. Um Schulden abzubauen, hatte Fiat kurz vor Weihnachten seine Sechs-Prozent-Beteiligung an General Motors für 1,23 Milliarden Euro verkauft.

Um den italienischen Autobauer aus der Krise zu bringen, will Colannino angeblich acht Milliarden Euro aufbringen, eine davon aus seiner Privatschatulle, die restlichen durch Verkäufe von Beteiligungen wie Fiat Avio, Comau und Magneti Marelli.

Die Börse reagierte sofort auf den angeblichen Colannino-Plan: Die Fiat-Aktie, die 2002 mit 56 Prozent Verlust zu den absoluten Verlierern an der Mailänder Börse gehört hatte, stieg gestern am ersten Handelstag des neuen Jahres um mehr als sechs Prozent.

In Italien wird über Colanninos Plan heftig spekuliert. „Hinter dem Colannino-Plan steckt Silvio Berlusconi“, meint ein Insider aus dem Fiat-Umfeld. Der gezielt gestreute Rettungsplan habe die Billigung der italienischen Regierung. Colannino war am 23. Dezember in Rom beim Ministerpräsidenten.

Ein weiteres Indiz: In seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz erklärte Berlusconi zwar, er würde als Politiker keine Urteile über einzelne Unternehmen abgeben, er würde sich aber sehr wünschen, „dass Fiat in nationalen Händen bleibt“. Die Regierung wünsche die Intervention von „italienischen Unternehmern, die stolz sind, es zu sein", so Berlusconi. Man müsse natürlich die Gesetze der EU beachten. Aus dem römischen Industrieministerium kam gestern eine weitere offizielle Stellungsnahme. „Der mögliche Einstieg Colanninos bei Fiat erlaubt eine optimistische Bewertung der Zukunft des Turiner Unternehmens“, erklärte Staatssekretär Giuseppe Galati.

Rom setzt auf die nationale Karte

Sollte Roberto Colannino seinen Rettungsplan offiziell vorstellen und realisieren, würde er Vorzugsaktionär bei Fiat werden und die Familie Agnelli von ihrem ersten Platz verdrängen. Fachleute haben das bereits in der Theorie durchgespielt: Mit einem Wechsel an der Fiat-Spitze, der nicht mit General Motors abgestimmt ist, wäre das Vorkaufsrecht der Amerikaner ausgehebelt. „Dann muss nur noch genug Geld gefunden werden, um General Motors auszuzahlen und Fiat bleibt endgültig italienisch“, so ein Turiner Fiat-Experte. 2,4 Milliarden Euro hat General Motors 2000 an Fiat gezahlt.

Colannino gilt als hochintelligenter, entscheidungsschneller Manager mit klaren Ideen, dem allerdings auch geringes Durchhaltevermögen nachgesagt wird. Er fädelte 1999 die Übernahme der maroden Telecom Italia durch das fünfmal kleinere Elektronikunternehmen Olivetti ein.

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