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© promo

IW-Chef Hüther: „Wir wollen eine wichtigere Rolle spielen“

Das Institut der deutschen Wirtschaft eröffnet in Berlin ein neues Hauptstadtbüro. IW-Chef Michael Hüther über den neuen Standort.

Herr Hüther, Sie eröffnen heute das neue Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft in der Georgenstraße, nahe dem Regierungsviertel. Warum ziehen Sie um?



Das Büro gibt es seit rund zwanzig Jahren, durch den neuen Standort soll es auch räumlich in das Zentrum der politischen Debatten in Berlin rücken und so eine gewichtigere Rolle spielen. In der Politikberatung hat die Konkurrenz zugenommen, deshalb müssen wir uns stets um neue Impulse bemühen.

Wie groß ist Ihr Einfluss auf die Politik? Sie werden von der Wirtschaft finanziert.

Wir sehen uns als Institut, das den Strukturwandel erforscht und der Politik rät, wie sie darauf reagieren sollte. Dabei ist das Berliner Büro sehr wichtig für uns. Anfangs begleitete es die Entwicklung der neuen Bundesländer, jetzt geht es darum, wie wir politisch mit den Herausforderungen der Zukunft umgehen. Um die Debatten in Politik und Ministerien zu verfolgen und Anschluss zu behalten, müssen wir vor Ort sein. Eine Alternative zu unserem Büro mit zehn Mitarbeitern wäre nur ein Komplettumzug des IW-Verbundes mit seinen 345 Leuten.

Warum machen Sie das nicht?

Durch einen Umzug würden wir Personal und Netzwerke verlieren, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Auch andere Institute kommen ja nicht nach Berlin. Im IW-Hauptstadtbüro haben wir Experten, die die Themen der zentralen Ministerien, also Arbeit, Finanzen, Wirtschaft, Bildung und Familie bearbeiten. Das genügt. Für unsere Tochter IW-Medien ist Köln ohnehin ein guter Standort.

Wer sind Ihre wichtigsten Konkurrenten?

Unsere Wettbewerber sind zum einen die staatlich finanzierten Institute, aber auch private Berater wie Prognos oder die Bertelsmann-Stiftung. Das Feld ist bunter geworden.

Wie sehr leidet ihr Konkurrent, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, unter der Finanzaffäre?

Wir wissen nicht, ob das DIW angesichts der Diskussionen weniger Aufträge bekommt. Das ist von außen nicht zu beurteilen.

Das DIW und andere Institute fordern von ihren Experten zum einen Gutachten für die Politik, zum anderen Grundlagenforschung. Ist dieser Spagat nötig?

Allein Artikel in wichtigen Wissenschaftsjournalen als Beleg für Qualität zu nehmen, verengt den Forschungsbegriff. Wir versuchen, grundlegende Fragen immer mit aktuellen Debatten zu verbinden, damit es einen Praxisbezug gibt. Das unterscheidet uns.

Michael Hüther (47) ist seit 2004 Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) und Kurator der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Mit ihm sprach Carsten Brönstrup.

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