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Wirtschaft: Jagd auf griechische Schnäppchen

Fraport interessiert sich für Athener Flughafen

Athen - Der anstehende Verkauf von griechischem Staatsbesitz ruft die ersten Schnäppchenjäger auf den Plan: Fraport, der Betreiber des Frankfurter Flughafens, zeigt Interesse am Flughafen Athen. „Sollte Griechenland seine Flughäfen privatisieren, würden wir uns das als einer der größten Flughafenbetreiber weltweit natürlich anschauen“, sagte Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte dem „Handelsblatt“. Der Athener Airport gehört zu 55 Prozent dem griechischen Staat. Weitere 40 Prozent hält der deutsche Baukonzern Hochtief, der den Flughafen der griechischen Hauptstadt auch betreibt.

Auch die Deutsche Telekom muss den Anteil am griechischen Ex-Telefon-Monopolisten OTE wohl bald um zehn Prozent aufstocken. Die griechische Regierung besitzt eine Verkaufsoption mit einem Volumen von rund 400 Millionen Euro, sagte eine Sprecherin des Konzerns am Mittwoch. Die Athener Regierung hat die Option laut Telekom zwar noch nicht gezogen. Sie habe aber angekündigt, dass sie diese sehr bald – wohl noch im ersten Halbjahr – nutzen wolle, sagte die Sprecherin. Darüber hinaus besitzt die Telekom ein Vorkaufsrecht für weitere zehn Prozent an OTE. Der Bonner Konzern hat seit 2008 in vier Schritten für insgesamt 3,8 Milliarden Euro 30 Prozent an OTE übernommen.

Die sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Giorgos Papandreou wirbt derzeit mit Nachdruck um die Unterstützung der Griechen für einen härteren Sparkurs, plant zur Durchsetzung des Sparprogramms zunächst aber keine Volksbefragung. Ein Referendum sei allerdings nicht grundsätzlich auszuschließen, sagte ein Regierungssprecher. Am vergangenen Montag hatte die Regierung weitere Sparmaßnahmen in Höhe von sechs Milliarden Euro beschlossen, um das Haushaltsdefizit 2011 auf 7,5 Prozent zu drücken. Zudem sollen zügig Staatsunternehmen und Staatsbeteiligungen veräußert werden, um Privatisierungserlöse von 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 zu generieren.

Die griechische EU-Kommissarin Maria Damanaki hat ihr Land am Mittwoch in einem Appell auf einen drastischen Sparkurs eingeschworen. „Entweder einigen wir uns mit unseren Schuldnern auf ein Programm mit brutalen Opfern, oder wir kehren zu Drachme zurück“, sagte Damanaki in Athen. Griechenland stehe an einem Scheideweg, sagte die in Brüssel für Fischerei zuständige sozialistische Politikerin. Die größte Errungenschaft des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg, der Beitritt zur Eurozone, sei in Gefahr. Deshalb sei alles andere zweitrangig. dpa/rtr

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