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Umsteuern. Der neue Metro-Chef Olaf Koch will Kaufhof behalten.

© dpa

Update

Jahresbilanz: Metro ohne Rückenwind

Die Schuldenkrise und ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft verhageln der Metro die Bilanz. Cordes-Nachfolger Koch will einiges anders machen - und verkündet eine überraschende Personalie.

Kaum jemand kennt die Schwachstellen des  Konzerns  so gut wie Olaf Koch. Der neue Metro-Vorstandschef, der am Dienstag in Düsseldorf erstmals die Jahreszahlen von Deutschlands größtem Handelskonzern präsentierte, war gut zwei Jahre lang Finanzchef, bevor er im Januar 2012 ins operative Geschäft aufrückte.

So fand Koch klare Worte bei der Bilanzvorlage. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht“, sagte er. 2011 sei trotz eines ermutigenden Auftakts kein einfaches Jahr gewesen. Die Schuldenkrise und ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft hätten das Unternehmen belastet. „Wir hatten keinen Rückenwind, der Wind hat uns ins Gesicht geblasen“, sagte Koch.

Der Umsatz der Metro-Gruppe, zu der neben den Großhandelsmärkten Cash & Carry auch noch der Elektronikhändler Media-Saturn, die Supermarktkette Real und die Kaufhof-Warenhäuser gehören, ging im vergangenen Jahr leicht zurück. 66,7 Milliarden Euro erlöste der Konzern mit 280 000 Mitarbeitern, ein knappes Prozent weniger als 2010.

Der Überschuss sank um rund ein Fünftel auf 741 Millionen Euro. Allein im wegen des Weihnachtsgeschäfts wichtigen vierten Quartal brach der Gewinn um mehr als 30 Prozent auf 475 Millionen Euro ein. Die Dividende soll aber mit 1,35 Euro auf Vorjahresniveau bleiben. Anleger griffen in einem schwachen Marktumfeld zu: Die Aktie stieg im Dax als einer der wenigen Gewinner um 1,1 Prozent.

Im Ausblick blieb Koch eher verhalten. „2011 war ganz sicher nicht erfreulich, und ich kann keine Hoffnungen machen, dass 2012 besser wird“, sagte er. Die Lage bleibe schwierig. Das bereinigte operative Ergebnis von 2,37 Milliarden Euro will Metro auch 2012 wieder erreichen. Der Umsatz soll zulegen.

Koch, mit 41 Jahren der jüngste Chef eines Dax-Unternehmens, präsentierte am Dienstag auch seine Strategie für die kommenden Jahre. Der Manager, Ziehsohn seines Vorgängers Eckhard Cordes, will zwar das vor drei Jahren initiierte Sparprogramm Shape 2012 weiterführen. Bei den großen Umstrukturierungen aber tritt er auf die Bremse.

Eine Bilanz von Shape, das in diesem Jahr ausläuft, blieb Koch am Dienstag aber schuldig. „Wir mache keine Aussage dazu, ob Shape sein Ziel erreicht hat“. Man habe zwar  800 Millionen Euro Kosten eingespart, vieles aber wieder reinvestieren müssen. „Es ist uns nicht gelungen, die Produktivität nach vorne zu bringen“, sagte Koch.

Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Die Kosten im Konzern sollen weiter sinken – Koch sieht Sparpotential in Höhe von 150 Millionen Euro pro Jahr. Zugleich sind allein für 2012 2,1 Milliarden Euro für  Investitionen vorgesehen.

Was das für die weltweit 280.000 Beschäftigten bedeutet, sagte Koch nicht. In den vergangenen Jahren waren 19.000 Stellen weggefallen. An anderer Stelle entstanden nach früheren Angaben gleichzeitig etwa ähnlich viele neue Jobs.

Wie der neue Metro-Chef den Konzern umbauen will

Bereits im Januar hatte Koch angekündigt, den Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof, den Cordes drei Jahre lang vergeblich forciert hatte, auf Eis zu legen. „Von uns aus ist Sendepause“, betonte er am Dienstag erneut.

Für einen Verkauf seien eine faire Bewertung und ein solider Plan für die Zukunft des Unternehmens erforderlich. „Wir geben Kaufhof nicht einfach so her“, sagte Koch.

Einen Zeitrahmen für die Wiederaufnahme des Verkaufsprozesses wollte er aber  nicht nennen, „das verursacht nur falsche Spekulationen“. Derzeit seien die Bedingungen am Kapitalmarkt nicht gegeben.

Die Tochter mit den 140 Warenhäusern habe zudem eine „lupenreine Bilanz“, sagte Koch.  2011 sanken Umsatz und operativer Gewinn jedoch deutlich, insbesondere wegen der Witterung. Durch den warmen Winter hatte die Warenhauskette deutlich weniger Textilien verkauft.

Auch bei der Lebensmittel-Tochter Real, die Cordes ebenfalls abstoßen wollte, zeichnet sich erstmal kein Verkauf ab. „Einen Portfolioschnitt bei Real sehe ich noch nicht“, sagte Koch, die Tochter habe sich seit 2007 gut entwickelt. Der Umsatz der Sparte ging 2011 um 2,3 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro zurück, das bereinigte operative Ergebnis legte um ein gutes Prozent auf 134 Millionen Euro zu. Dennoch verdient Real als einzige Tochter derzeit ihre Kapitalkosten nicht.

Zugleich verkündete Koch eine überraschende Personalie. Joel Saveuse, Chef von Real, wird den Konzern Ende März verlassen, Gründe nannte der Vorstandschef nicht. Saveuse war im Zuge des Machtkampfes um die Metro-Spitze im vergangenen Jahr ebenfalls als Nachfolger gehandelt worden.

Besonders bei der Großhandelskette Cash & Carry, die knapp die Hälfte des Konzernumsatzes stellt, soll es grundlegende Veränderungen geben. Künftig liegt die Verantwortung für die Tochter, die Cordes aufgespalten hatte, wieder in einer Hand. Von den 30 Ländern, in denen die Kette aktiv ist, sollen die Investitionen besonders in acht Staaten fließen. „Wir sehen  signifikante Wachstumschancen in China, der Türkei und Russland“, sagte der Vorstandschef, Russland sei eine echte „Ertragsperle“. Erheblich Fortschritte habe man auch in Spanien und Italien gemacht, „obwohl uns der Wind in aller Kälte ins Gesicht geblasen hat.“

Generell will das Unternehmen den Dienstleistungsbereich ausbauen - etwa durch den Lieferservice bei Cash & Carry -, die Sortimente stärker an die Kundenwünsche anpassen und mehr auf Online setzen.

Bei Media Markt und Saturn, die unter dem geringeren Konsum in der Euro-Krise gelitten hatten und mit 13 Prozent einen deutlichen Rückgang beim operativen Ergebnis verzeichneten, will Koch eine neue Preisstrategie einführen, die sich am durchschnittlichen Internetpreis orientiert. Dafür werde man erhebliche Investitionen tätigen. „Wir wollen aus dem Verdrängungwettbewerb als Sieger hervorgehen“, sagte er.

Im Konzern will der Chef auch eine neue Kultur einführen: offene Diskussionen, quer durch die Hierarchien und mehr Transparenz. Zudem müsse der Blick weg von kurzfristigen hin zur nachhaltigen Ertragsentwicklung gehen. „Wir laufen keinen Sprint, wir laufen vermutlich einen Marathon oder noch etwas länger“, sagte Koch selbstbewusst.

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