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Wirtschaft: Jahresendrallye – sehnlich erwartet

Euphorie an den Aktienmärkten. Der Dax dürfte die 6500 Punkte bald knacken. Google versechsfacht Börsenwert in zwei Jahren

Frankfurt am Main/Berlin - Die Euphorie an den Aktienmärkten ist ungebrochen, und die Mehrzahl der Beobachter erwartet, wie in den Vorjahren, so auch 2006 wieder eine Jahresendrallye. Viele Aktienstrategen halten einen Stand des Deutschen Aktienindex (Dax) im Bereich zwischen 6700 und 6800 Punkten noch in diesem Jahr für möglich. Am Mittwoch scheiterte der Dax knapp an der Marke von 6500 Punkten. „In den nächsten Wochen wird noch einmal Gas gegeben“, bringt Andreas Wex, Leiter der globalen Anlagestrategie bei der Dresdner Bank, die allgemeine Stimmungslage auf den Punkt. Hauptargument für den Optimismus sind die hohen Firmengewinne deutscher Unternehmen, die daraus resultierende niedrige Aktienbewertung und der unvermittelt hereingebrochene Kursaufschwung. Für 2007 prognostizieren die großen internationalen Bankhäuser, dass die Gewinne trotz schwächerer Konjunktur wieder zweistellig zulegen.

Die starken Firmengewinne führen dazu, dass Investoren für die Aktien der Dax-Unternehmen kaum mehr bezahlen als zu Beginn des Kursanstiegs vor gut drei Jahren. Derzeit kosten die Dax-Konzerne – insgesamt oder pro Aktie berechnet – durchschnittlich den zwölffachen Jahresgewinn. Das sind fast 20 Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt. „Die niedrige Bewertung unterstützt den Kursaufschwung“, sagt Bernd Meyer von der Deutschen Bank. Und auch Rolf Elgeti, Leiter Aktienstrategie bei ABN Amro in London, gibt sich zuversichtlich: „Aktien sind derzeit noch nicht teuer, zumal wenn man die derzeitige Situation mit der des Jahres 2000 vergleicht.“ Auch das Zinsniveau sei – historisch betrachtet – noch sehr moderat.

Positive Impulse für den deutschen Markt kamen am gestrigen Mittwoch auch von den Technologietiteln Dell und Google aus den USA. Der Computerkonzern Dell hat im dritten Quartal dank guter Geschäfte in China und Europa einen deutlichen Gewinnzuwachs verzeichnet. Der Konzern wies für sein am 3. November abgelaufenes Quartal einen Nettogewinn von 677 Millionen Dollar aus und damit deutlich mehr als von Analysten erwartet. An der Wall Street legten die Dell- Papiere am Mittwoch um 9,3 Prozent zu. Die Aktie von Google schloss zwar mit einem leichten Minus, blieb aber deutlich über der Marke von 500 Dollar. Am Vortag hatte der Aktienkurs diese Marke erstmals überstiegen. Vor gut zwei Jahren war die Aktie mit 85 Dollar gestartet. Und Google ist weiter auf Einkaufstour. Im Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, das beliebte Videoportal Youtube für 1,65 Milliarden Dollar zu kaufen.

Doch es gibt auch warnende Stimmen, die in der Jahresendrallye eher eine Wunschvorstellung der Banker sehen. Nach dem Ende der Quartalsberichtssaison könnte es an Impulsen für die Märkte fehlen, heißt es auf dem Parkett. Paul Schäfer von der PSM Vermögensverwaltung in München gibt zu bedenken: „Es gibt deutliche Anzeichen, dass die Euphorie bereits überbordet.“ Er warnt, die Unternehmen könnten nicht mehr wie 2003 bis 2005 aus eigener Kraft wachsen, sie kauften Wettbewerber auf, die Quittung würden sie wie im letzten Fusionsboom 1998 bis 2000 noch bekommen.

Wie nervös der Markt ist, zeigte sich am Mittwoch bereits. Der lang ersehnte Angriff des Dax auf die psychologisch wichtige Linie von 6500 Punkten blieb aus. Nachdem am Nachmittag bekannt wurde, dass das US-Verbrauchervertrauen etwas gesunken ist, sackte der Dax sogar unter seinen Vortagsstand. Im Handelsverlauf erholten sich die Kurse an den deutschen Märkten, so dass der Dax seinen Vortagesstand behauptete. Die Standardwerte an den US-Börsen bewegten sich am Mittwoch kaum. Die Technologiebörse Nasdaq profitierte jedoch vom überraschend hohen Gewinnplus bei Dell. (mitHB)

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