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Wirtschaft: Jahrestagung des BDI: Der Verband von gestern (Kommentar)

Früher war alles besser. Zumindest für die deutschen Bauern.

Früher war alles besser. Zumindest für die deutschen Bauern. Da gab es noch Constantin Freiherr von Heereman, den Adeligen vom Lande und ewigen Bauerpräsidenten. Der hatte den kurzen Draht zur Macht - ein kurzer Anruf bei Kanzler Kohl genügte und den Bauern geschah von der Politik her kein Ungemach. Heute ist das anders: Gerd Sonnleitner ist als Präsident des Bauernverbandes oberster Landwirt der Republik, doch hören mag auf ihn so recht niemand, klagt er auch noch so lautstark. Unbeeindruckt führte die rot-grüne Koalition die Ökosteuer ein, und mit ihrer Steuerreform bedient sie allenfalls die Interessen der Großunternehmen, keinesfalls aber die der Landwirte. Ganz zu schweigen von der Osterweiterung der Europäischen Union, die den teuer produzierenden deutschen Bauern eine Menge unliebsame Konkurrenz bescheren wird. Früher unvorstellbar, heute eine kaum registrierte Nebensächlichkeit.

Das ist jedoch nicht allein kühle Klientel-Politik des Kanzlers. Die Landwirte sind auch Opfer eines seit Jahrzehnten anhaltenden Strukturwandels. Als Folge steigender Produktivität und anhaltender Preiskämpfe in der Ernährungsindustrie ist der Familienbetrieb ausgestorben. Landwirtschaft ist, anders als E-Commerce, keine Zukunftsbranche. Lange genug wurde sie von der Politik protegiert. Und noch immer hält die EU ihre starke Hand über sie: Ohne die dank Brüssel abgeschotten Märkte ginge es den Bauern noch viel schlechter, könnten Lebensmittel aber deutlich billiger sein. Bezahlen muss dies der Verbraucher. Insofern sollten die Bauern nicht allzu laut klagen.

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