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Wirtschaft: James Bonds Martini wird neu geschüttelt

Der Geheimagent hilft der Industrie, ihre Produkte zu verkaufen. Im aktuellen Streifen ist es „Finlandia“-Wodka.

Von Christopher Lawton

Es ist ein klassischer Moment in der Filmgeschichte, jedenfalls für die Wodka-Branche: In dem ersten James-Bond-Film „007 jagt Dr. No“ aus dem Jahr 1962, lässt sich Sean Connery als Agent 007 einen halbtrockenen Wodka-Martini – natürlich geschüttelt und nicht gerührt – auf sein Hotelzimmer in Jamaika bringen. Für die Historiker der Spirituosenbranche markiert dieser Drink einen Wendepunkt, denn von da an mischten die Amerikaner ihren Martini lieber mit Wodka als mit Gin.

Was könnte heute, 40 Jahre später, angesichts des bestehenden Werbeverbots für Alkohol in den USA, einer Destillerie Besseres passieren, als mit James Bond in Verbindung gebracht zu werden? Das sieht Wodkahersteller Finlandia genauso und deshalb wird man Pierce Brosnan und Halle Berry Finlandia-Wodka schlürfen sehen, wenn im November der neue Bond-Streifen „Stirb an einem anderen Tag“ der Metro-Goldwyn- Mayer-Studios (MGM) in Europa anläuft.

„Da haben wir einen unglaublichen Coup gelandet“, sagt Scott Reid, globaler Marketingdirektor von Finlandia, die zu der amerikanischen Destillerie Brown-Forman Corp. gehört. In „007 jagt Dr. No“ war der Martini noch mit „Smirnoff“-Wodka gemixt. Und Smirnoff wurde auch in den letzten drei Bond-Filmen in den Martini gekippt.

Warum hat James Bond die Wodka-Marke gewechselt? Smirnoff begründet das mit einem Hinweis auf die Demographie. „Wir versuchen eher, die 21- bis 29-Jährigen als Zielgruppe zu erreichen“, sagt eine Sprecherin von Smirnoff. „Menschen in dieser Altersgruppe sind geselliger und das verbinden sie mit Smirnoff und damit, wann man ihn am besten trinken sollte.“ Bond-Fans seien Männer zwischen 25 und 45, sagt sie und fügt hinzu: „James Bond geht es nicht darum, mit Freunden auszugehen. James Bond will Prestige und er will cool sein.“

MGM erwidert, ihre Zielgruppe seien Männer und Frauen von 13 bis 59. Aber Marketinguntersuchungen von Eon Productions, der Firma, die die Handelsmarke James Bond kontrolliert, deuten darauf hin, dass die echten Bond-Fans sich an beiden Enden der Altersspanne finden. Zahlen von der National Research Group, einer Forschungsgruppe aus Hollywood, zeigen, dass männliche Teenager, von denen manche Bond zum ersten Mal in dem beliebten „Goldeneye“ gesehen haben, und Männer über 35 eher Bond-Fans sind als Männer anderer Altersgruppen. Das ist nicht gerade die ideale Zuschauerschaft zur Vermarktung von Wodka: Ältere Männer haben bereits ihre Lieblingsmarke gefunden und Teenager sollten keine Zielgruppe von Spirituosenfirmen sein.

Finlandia lässt sich nicht beirren. Der typische Finlandia-Trinker sei zwischen 25 und 39, sagt eine Sprecherin, ein Alter, in dem man über ein komfortableres Einkommen verfüge und einen Geschmack für höherwertigen Wodka entwickele. Sie weist außerdem darauf hin, dass die Verkaufszahlen kontinuierlich auf jetzt knapp 127 Millionen US-Dollar (129,4 Millionen Euro) gestiegen sind, seit Pierce Brosnan 1995 in die Rolle des Geheimagenten geschlüpft ist.

Dementsprechend ist „Stirb an einem anderen Tag“ eine große Gelegenheit für die in den USA relativ kleine Marke Finlandia, Smirnoff-Trinker zu Finlandia zu bekehren. Mit 1,6 Millionen Kisten, die im Jahr 2001 weltweit verschifft wurden, ist Finlandia der zweitgrößte Hersteller gehobenen Wodkas. Seit 1996 hat man hauptsächlich in den USA Marktanteile gewinnen können. Dennoch hat Finlandia im vergangenen Jahr weniger als ein Prozent des amerikanischen Wodka- Marktes gehalten. Smirnoff hatte dagegen einen Anteil von 16 Prozent.

MGM hat sich auch in der Vergangenheit nie gescheut, versteckte Werbung in Bond- Filmen zu platzieren. Der Begriff „James Brand“ ist seit etwa zehn Jahren gebräuchlich. Der Streifen, „Die Welt ist nicht genug“ aus dem Jahr 1999, war für seine Werbung für den damals neuen BMW Z8 wohl ebenso bekannt wie für alles andere.

Finlandia-Wodka habe das richtige Äußere für den neuen Bond-Film, sagt Mary Goss Robino von MGM: „Seine gehobene Preisklasse passt zum Film und die Verpackung hat ein sehr eisiges Aussehen – und Eis spielt in dem neuen Bond-Film eine große Rolle.“

Übersetzt und gekürzt von Karen Wientgen (Ausverkauf), Svenja Weidenfeld (James Bond), Tina Specht (Bundestagswahl), Christian Frobenius (Großbritannien) und Matthias Petermann (Brantislava).

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