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Dickes Minus. In den vergangenen zwei Wochen hat der Nikkei fast 20 Prozent verloren. Foto: dpa

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Wirtschaft: Japan drückt die Kurse

Sorge um expansive Geldpolitik lässt den Nikkei abstürzen/Weltbank korrigiert Wachstumsprognose.

Berlin - Die fröhlichen Wochen für Aktionäre scheinen erst mal vorbei zu sein. Vor allem Unsicherheit über Ausmaß und Effekte der expansiven Geldpolitik in Japan und den USA drückte am Donnerstag auf die Kurse. Der Nikkei-Index fiel in Tokio um 6,35 Prozent. Inzwischen hat der japanische Leitindex sämtliche Gewinne eingebüßt, die er im Zuge der aggressiven Geldpolitik durch die Zentralbank in den vergangenen Wochen erzielt hatte. Seit ihrem Jahreshoch vor rund vier Wochen haben die Aktienkurse in Japan um die 20 Prozent verloren. Der Kursrutsch in Asien beeindruckte auch die deutsche Börse, der Dax verlor zu Beginn des Handels knapp zwei Prozent und rutschte erstmals seit Anfang Mai wieder unter die 8000-Punkte-Marke. Im Verlauf beruhigte sich der Handel und der Dax schloss nur noch um 0,59 Prozent unter dem Vortagsschluss.

Dabei hatte auch die Wall Street schwächer eröffnet. Wie bereits seit Wochen war der mögliche Kurswechsel in der Geldpolitik das beherrschende Thema auch in New York. Ermutigende Konjunkturdaten bremsten jedoch den Abwärtstrend: Ein Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe signalisierte eine Besserung auf dem Arbeitsmarkt. Zudem konnte der Einzelhandel seinen Umsatz deutlich steigern. Viele Investoren bereiteten sich aber eben auch wegen der positiven Konjunkturdaten darauf vor, dass die Notenbank Fed zum Jahresende die Geschwindigkeit ihres Anleihe-Kaufprogramms verlangsamen könnte. „Das lockere Geld half uns auf dem Weg nach oben. Jetzt wachsen die Sorgen, dass es damit vorbei ist“, erklärte Andre Bakhos von Lek Securities in New York.

In Tokio wachsen unterdessen die Zweifel, ob die Geldschwemme der Notenbank dauerhaft wirkt. Im ersten Quartal hatte sie immerhin zu einer Wachstumsrate von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal beigetragen. Doch inzwischen wertet der Yen auf und verteuert Japans Exporte. Zudem signalisieren steigende Renditen für Staatsanleihen die kritische Haltung von Anlegern. Die Bank of Japan kauft monatlich Staatsanleihen im Wert von umgerechnet 55 Milliarden Euro. Das soll helfen, die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft aus dem Teufelskreis sinkender Preise und stagnierenden Wachstums zu führen. Entscheidend ist ein schwacher Yen, um die Exporte in Schwung zu bringen. Das hat lange funktioniert und brachte den Japanern den Vorwurf ein, einen Währungskrieg anzuzetteln. Doch Ende Mai hat der Yen seinen Sinkflug abgebrochen und ist seitdem immer stärker geworden.

Außer der Geldpolitik belasten Sorgen um die Weltkonjunktur die Börsen. Die Weltbank korrigierte am Donnerstag die Wachstumserwartung für die Gruppe der wachstumsstarken Schwellenländer um China, Brasilien und Indien für dieses Jahr von 5,5 auf 5,1 Prozent. Ihre Prognose für die Weltwirtschaft reduzierte die Organisation im Vergleich zum vergangenen Januar leicht von 2,4 auf 2,2 Prozent. Für 2014 werden noch 3,0 nach zuletzt 3,1 Prozent erwartet. „Während es Zeichen der Hoffnung im Finanzsektor gibt, ist die Abkühlung der Realwirtschaft tatsächlich ungewöhnlich langwierig“, erklärte Weltbank-Chefökonom Kaushik Basu. In vielen Euro-Ländern bereite die Arbeitslosigkeit Sorgen. In diesem Jahr schrumpfe die Wertschöpfung im Euro-Raum um 0,6 Prozent, in den kommenden beiden Jahre gebe es dann wieder leichtes Wachstum. mit dpa/rtr

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