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Wirtschaft: Japan will seine Fesseln ablegen

Schon 1952 porträtierte RegieAltmeister Akira Kurosawa in seinem Film „Ikiru" einen typischen japanischen Beamten, der 30 Jahre lang im Tokioter Rathaus sinnlose Papierstapel aufschichtet und dann erfährt, dass er nur noch ein Jahr zu leben hat. Erst im Angesicht des Todes entschließt er sich, wenigstens ein wichtiges Projekt durch den bürokratischen Genehmigungsdschungel zu bringen, doch auch diese letzte heroische Tat wird ihm von Kollegen und Verwandten mit Unverständnis und Groll vergolten.

Schon 1952 porträtierte RegieAltmeister Akira Kurosawa in seinem Film „Ikiru" einen typischen japanischen Beamten, der 30 Jahre lang im Tokioter Rathaus sinnlose Papierstapel aufschichtet und dann erfährt, dass er nur noch ein Jahr zu leben hat. Erst im Angesicht des Todes entschließt er sich, wenigstens ein wichtiges Projekt durch den bürokratischen Genehmigungsdschungel zu bringen, doch auch diese letzte heroische Tat wird ihm von Kollegen und Verwandten mit Unverständnis und Groll vergolten.

Ein halbes Jahrhundert später hat sich wenig an der ausufernden Bürokratie geändert, inzwischen gründen Japans Unternehmer ihre Firmen sogar schon in Hawaii, um den Papierkrieg und die hohen Kosten in Japan zu umgehen. Der Mangel an Kapital und die Untätigkeit der Regierung haben dazu geführt, dass heute zwei Firmengründungen drei Schließungen gegenüberstehen. Zwar bleibt das marode Bankensystem Japans größtes Problem, doch mit einer Deregulierung könnte die Regierung die Wirtschaftskrise zumindest abmildern.

Doch die Regierung scheint langsam zur Einsicht zu kommen. Eine Studie des Finanzministeriums beklagte Anfang des Jahres, dass die interventionistische und protektionistische Politik des mächtigen Ministeriums für internationalen Handel und Industrie (MITI) der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen eher geschadet als genutzt habe. Das MITI wurde mittlerweile in „Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie" umbenannt und mit der Aufgabe betraut, Reformen für freie Märkte durchzusetzen.

Doch der Widerstand der alten politischen und wirtschaftlichen Eliten ist groß. Im Juli wurde die von Premierminister Junichiro Koizumi angekündigte Reform des staatlichen Postwesens im Parlament so stark verwässert, dass ein privater Paketzusteller den Einstieg in die Briefbeförderung ablehnte.

Um den Stillstand zu beenden, bedient sich Koizumi einer Methode aus dem kommunistischen China: Er richtet Sonderwirtschaftszonen ein. Im April wurde in der Stadt Nago ein Gebiet mit niedrigen Steuern und geringer Regulierung geschaffen, und Koizumi erklärte seine Absicht, dieses Modell auch für andere Städte zu nutzen. Vielleicht sind die Tage des japanischen Bürokratendschungels doch schon gezählt.

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