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Wirtschaft: Japans Wirtschaft im Stimmungstief

TOKIO (ga/HB).Die Stimmung in den Führungsetagen der japanischen Konzerne ist so schlecht wie seit fast fünf Jahren nicht mehr.

TOKIO (ga/HB).Die Stimmung in den Führungsetagen der japanischen Konzerne ist so schlecht wie seit fast fünf Jahren nicht mehr.Dies geht aus dem am Montag vorgelegten Quartalsbericht (Tankan) der Bank of Japan hervor.Der Index, der die Konjunkturerwartung von über 9000 Firmen wiedergibt, fiel in der Industrie von minus 51 Punkten im September auf minus 56 Punkte im Dezember.Im Dienstleistungsbereich zeigte sich ebenfalls ein Rückgang um fünf auf minus 41 Punkte.An der Tokioter Börse überraschte der pessimistische Bericht nicht.Vielmehr sorgte die am Wochenende beschlossene Verstaatlichung der Nippon Credit Bank (NCB) dafür, daß der Nikkei-Index um zwei Prozent auf 14 111,62 Punkte absackte.Vor allem Bankentitel standen unter Verkaufsdruck.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt steckt derzeit in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit.Viele Banken sitzen nach der geplatzten Spekulationsblase Anfang der 90er Jahre auf faulen Krediten in Milliardenhöhe.Wirtschaftsexperten erklärten, Japan habe im Gegensatz zur Auffassung der Regierung die Talsohle noch nicht erreicht.Beim aktuellen Tankan-Bericht habe sich bestätigt, daß die japanische Privatwirtschaft kein Vertrauen in das kürzlich von der Regierung beschlossene Rekordprogramm zur Wiederbelebung der Konjunktur setze.Dieses Anti-Krisenpaket hat einen Umfang von 330 Mrd.DM.

Als Grund für den Pessimismus nannten die Unternehmen allgemein die schlechte Absatzlage im In- und Ausland.Ursache dafür ist unter anderem die markante Aufwertung der japanischen Währung seit September um zehn Prozent auf rund 120 Yen je Dollar.Erst für März erwarten die Industrie und die übrigen Großbetriebe eine leichte Stimmungsbesserung.Die Neueinstellungen von Schul- und Hochschulabsolventen sollen jedoch im kommenden Geschäftsjahr (zum 1.April) drastisch um 21,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gedrosselt werden.Dies deutet auf eine weitere Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt hin, was den privaten Konsum weiter mindern dürfte.

Viele Unternehmen, gleich welcher Größe, leiden noch immer unter der Kreditverknappung der angeschlagenen Banken.Trotz der Niedrigzinspolitik der Bank of Japan verzeichnen die Großunternehmen einen weiteren Anstieg der Kreditzinsen, der sich in den kommenden Monaten noch verschärfen dürfte.Gleichzeitig haben die Banken ihre Anforderungen für die Gewährung von Krediten weiter erhöht, so daß in Unternehmen bis zum Frühjahr mit einer weiteren Drosselung der Kreditvergabe gerechnet wird.

Indes ist die Zahl der Insolvenzen im November erstmals seit 18 Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf 1360 Firmen zurückgegangen, wie das private Kreditforschungsinstitut Teikoku Databank am Montag mitteilte.Grund dafür sei vor allem die Ausweitung öffentlicher Kreditgarantien seit dem 1.Oktober.Dadurch hätten sich kapitalarme Klein- und Mittelunternehmen über Wasser halten können.Von einer Trendwende könne allerdings noch nicht gesprochen werden, betonte das Institut.

Der Statistikchef der Notenbank, Shosaku Murayama, erklärte, es gebe leichte Besserungstendenzen in Teilbereichen der Wirtschaft, etwa dem Einzelhandel und Unternehmen, die von öffentlichen Aufträgen lebten.Ob es sich dabei um "embryonische" Erholungstendenzen handele, könne er nicht beurteilen, fügte der Notenbankvertreter hinzu.Wirtschaftsplanungsminister Taichi Sakaiya hatte diesen Begriff geprägt und erklärt, die Wirtschaft finde einen Boden.

Volkwirte erklärten, angesichts der neuen Konjunkturdaten sei es völlig verfrüht, vom Erreichen der Talsohle zu reden.Im Gegenteil, die Lage der Firmen verschlechtere sich weiter.Ein Volkswirt sagte, die Unternehmen versprächen sich offenbar keine großen Auswirkungen vom neuen Konjunkturprogramm der Regierung.

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