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Wirtschaft: Je voller die Theaterkassen, desto höher die Dividende

Direkt gegenüber der Tagesspiegel-Redaktion in der Potsdamer Staße beginnen jeden abend, wenn es dunkel wird, die Sterne zu glänzen.Nein, nicht die Planeten über dem oft trüben Himmel von Berlin.

Direkt gegenüber der Tagesspiegel-Redaktion in der Potsdamer Staße beginnen jeden abend, wenn es dunkel wird, die Sterne zu glänzen.Nein, nicht die Planeten über dem oft trüben Himmel von Berlin.Wenn sich die Redakteure nach hause aufmachen, beginnt es im Wintergarten Varieté zu strahlen.Elegant gekleidete Menschen drängen über den roten Teppich ins Innere des Theaters.Den künftigen Aktionären der Deutschen Entertainment AG wird es bei diesem Anblick bald warm ums Herz werden.Denn dem Berliner Unternehmen gehört der Wintergarten ebenso wie die Varietés in Stuttgart und Düsseldorf.Und je voller die Theaterkassen, desto besser werden sich Aktienkurs und Dividende entwickeln.

Gewiß, Wohl und Wehe der Entertainment AG hängen nicht allein von den Varietés ab.Unternehmensgründer Peter Schwenkow hat innerhalb von 20 Jahren einen respektablen Konzern mit derzeit fünf Bereichen geformt.Jetzt stößt der Manager an die Grenzen des Wachstums aus eigenen Mitteln.Im September sollen die Papiere deshalb an den Frankfurter Neuen Markt kommen - und werden dann auch im Berliner Freiverkehr gehandelt.

Kein Berliner, der regelmäßig die eigenen vier Wände verläßt, stößt nicht früher oder später auf die Spuren des Unterhaltungskonzerns und seiner Tochterunternehmen.Ob Plakate des regionalen Konzertveranstalters Concert concept, Werbung für die Waldbühne, das Velodrom oder die Max Schmeling-Halle: Wenn es um Show geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß Schwenkow beteiligt ist.In Berlin ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Marktführer mit einem Service, der beim Kartenverkauf beginnt (Berlin Ticket, CTS), das Spielstättenmanagement (Waldbühne, Velodrom, Max-Schmeling-Halle) und die Besucherkontrolle (B.E.S.T) beinhaltet.Das Engagement von Schwenkow reicht sogar bis zur Verpflichtung der Künstler.Künftig soll sein Unternehmen auch die Mitschnitte von Aufführungen vermarkten.Das Vergnügungsimperium beschränkt sich freilich nicht auf die Region Berlin-Brandenburg.In Nordrhein-Westfalen beherrscht die Entertainment AG bereits zehn Prozent des regionalen Veranstaltungsmarktes, in Sachsen und Thüringen sind es jeweils 20 Prozent.Bei Varietés und Tourneen sieht sich die Firma bundesweit als Marktführer.Jährlich pilgern rund 1,6 Millionen Musikbegeisterte in die fast 200 Konzerte, die von Schwenkow & Co auf die Bühne gebracht werden.Prominente Namen in diesem Jahr: Die Wiener Philharmoniker, José Carreras und Placido Domingo, aber auch die Rolling Stones, Udo Lindenberg und Deep Purple.

Noch ist nicht bekannt, was die Entertainment-Aktie kosten wird.Erst in den kommenden Wochen will der Konsortialführer, die Frankfurter DG Bank, über die Einzelheiten des Börsengangs informieren.In dem Papier scheint jedoch einige Phantasie zu stecken.Schwenkow geht von einem Umsatzwachstum von 65,5 Mill.DM im vergangenen Jahr auf 129 Mill.DM 1998 aus.Der Gewinn soll von einer Mill.DM auf 5,1 Mill.DM klettern.Wachsen soll auch die Mitarbeiterzahl, von 237 auf 281.

In fünf Jahren will Schwenkow die Berliner zum größten europäischen Entertainment-Dienstleister mit einem Umsatz von 500 Mill.DM machen.Dazu soll das Geschäft im Ausland vorankommen, vor allem in Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten.Zudem sollen Firmen übernommen und Joint Ventures eingegangen werden.Darüber hinaus ist die Vermarktung von Live-Konzerten über das Internet geplant.

Bei allen Expansionsplänen ist für Peter Schwenkow eines klar: Die Deutsche Entertainment AG wird ihren Sitz in Berlin behalten.Und die wichtigsten Spielstätten bleiben auch in der Hauptstadt.Vielleicht kommt sogar noch ein Theater oder eine Halle dazu.

JOACHIM HOFER

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