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Wirtschaft: Jede dritte Bankfiliale ist überflüssig

Nicht nur das Fehlverhalten der Deutschbanker ist in der Finanzszene ins Gerede gekommen – auch die tief roten Bilanzen und der massive Abbau von Arbeitsplätzen umtreiben die Beschäftigten. Ähnlich wie die Bankmanager sind die Gewerkschafter aber peinlich darum bemüht, das Wort „Bankenkrise“ zu vermeiden.

Nicht nur das Fehlverhalten der Deutschbanker ist in der Finanzszene ins Gerede gekommen – auch die tief roten Bilanzen und der massive Abbau von Arbeitsplätzen umtreiben die Beschäftigten. Ähnlich wie die Bankmanager sind die Gewerkschafter aber peinlich darum bemüht, das Wort „Bankenkrise“ zu vermeiden. „Aber wir haben eine ungewöhnlich schwierige Situation, die schwierigste seit Bestehen der Bundesrepublik“, beschreibt Uwe Foullang, VerdiSprecher für den Bereich Finanzdiensteistungen, die Lage. Und er gibt zu: „Niemand, auch wir nicht, haben mit einem solchen Einbruch gerechnet, und niemand hat wirklich Vorausplanungen für so schlechte Zeiten gemacht.“

Nach Ansicht von Verdi haben die Manager der Banken schwere Fehler gemacht – und machen sie immer noch. Riesige Beträge seien in technischen Bereichen, besonders in der Informationstechnologie, in den Sand gesetzt worden. Man habe zu sehr auf die Technisierung des Geschäfts gesetzt und dabei die „Kundenorientierung mit Füßen getreten“, sagt Foullang.

Er untermauert seine These mit Zahlen. In den vergangenen fünf Jahren seien die Sachkosten im Jahr um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen, die Personalkosten um rund zehn Prozent. Dennoch sei der Einbruch vorübergehend. Wenn die Konjunktur wieder anziehe, steige auch die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen, ist Foullang überzeugt.

Und an diesem Punkt übt Foullang dann auch Kritik am Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer. Seine Vorschläge zu Fusionen mit Sparkassen oder Volksbanken sei vollkommen falsch. Das deutsche Modell mit den drei Säulen aus privaten Banken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen garantiere Wettbewerb und Beschäftigung. Setze sich Breuer mit seinen Ideen durch und könnten beispielsweise die privaten Banken bald auch Sparkassen übernehmen, drohten der Branche „britische Verhältnisse“. Dort gebe es in manchen Landstrichen überhaupt keine Banken mehr.

Hans-Peter Schwintowski, Professor für Bankenrecht an der Humboldt-Universität in Berlin, widerspricht. Zwar stellt auch er fest, dass die Manager ihre Hausaufgaben nicht rechtzeitig gemacht hätten, und dass sie strukturelle Verbesserungen nicht rechtzeitig angegangen seien. Aber die Schließung von Filialen sei auch weiterhin zwingend notwendig. Selbst wenn sich die Konjunktur wieder erhole, sei in Deutschland immer noch jede dritte Bankfiliale überflüssig. „Auch wenn die geschlossen werden, haben wir noch keine englischen Verhältnisse“, beruhigt Schwintowski. Und sein Erlanger Kollege Wolfgang Gerke pflichtet bei: „In den kommenden drei Jahren werden weiter Arbeitsplätze im Bankenbereich abgebaut.“ Womöglich jeder zehnte, fürchtet der Professor. dr

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