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© ddp

Wirtschaft: Jeder will der Erste sein

Die Rettung des Autoherstellers wird in Berlin groß in Szene gesetzt. Ob Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier, alle zeigen sich erleichtert.

Berlin - Berlin ist am Donnerstag Opel- Hauptstadt. In kurzer Folge wird die Öffentlichkeit auf Pressekonferenzen über den Verkauf von Opel an das Magna-Konsortium informiert. Angela Merkel macht im Kanzleramt den Anfang, General Motors und die Opel-Treuhand folgen, später schaltet sich auch Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier aus Leipzig zu. Die größte Aufmerksamkeit gilt freilich GM-Unterhändler John Smith und dem Vorsitzenden der Treuhand, Fred Irwin. 25 Kamerateams haben sich im Radisson Hotel in der Karl-Liebknecht-Straße in Stellung gebracht – eine selbst für die Medienstadt Berlin erstaunlich große Zahl. „Wir sind heute im Beirat zu einer Entscheidung gekommen, von der wir fest glauben, dass sie im besten wirtschaftlichen Interesse von Opel/Vauxhall sowie deren Mitarbeitern ist“, sagte Irwin in der stickigen, übervollen „Dom Lounge“. Der Weg für eine erfolgreiche Zukunft der Traditionsmarken Opel und Vauxhall sei frei.

In den letzten Minuten war es noch einmal spannend geworden, weil das Votum des Treuhand-Beirates lange auf sich warten ließ. Als eine Kosmetikerin sich jedoch auf den Weg zum Raum „Alex“ machte, in dem die Treuhand-Vertreter tagten, war das Signal klar: Auch das Gremium, das 65 Prozent der Opel- Anteile verwaltet und das sich in der Vergangenheit nicht immer einig gewesen war, stimmte dem Verkauf an Magna zu.

Erleichtert zeigte sich auch die IG Metall, die in den vergangenen Monaten für eine Einigung mit Magna gekämpft hatte. Damit habe sich ein industrielles Konzept durchgesetzt, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber in Frankfurt. Er hoffe, dass nun niemand neue Hindernisse aufbaue und es zu einem zügigen Abschluss komme. Zu einem tragfähigen Konzept gehörten Vereinbarungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung, erklärte Huber. Auch müsse „New Opel“ auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.

An einen Abbau von Arbeitsplätzen im Eisenacher Opel-Werk glaubt Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) nicht. Er hofft sogar, „dass wir vielleicht einen Zuwachs kriegen. Wir haben im Vorfeld mit Magna bereits gesprochen“. Während der Erhalt der vier deutschen Werke einstweilen gesichert ist, müssen andere bangen. Die erste Frage in der Pressekonferenz in Berlin kam von einem belgischen Fernsehteam: „Was passiert mit dem Werk in Antwerpen?“ Es werde geschlossen, antwortet GM-Unterhändler Smith. Auch die britischen Autobauer sorgen sich um zwei Standorte in Elsmere Port und Luton.

Smith erklärte in Berlin, einige „Schlüsselfragen“ müssten in den nächsten Wochen noch mit der Bundesregierung geklärt werden. Der Verkauf könne aber in zwei bis drei Wochen unterschriftsreif sein. Für die Treuhand war es nach den Worten Irwins wichtig, dass es rechtzeitig vor der Internationalen Automobilausstellung IAA in der kommenden Woche eine Entscheidung über die Zukunft von Opel gibt. In Frankfurt am Main will sich Opel als innovativer Vorreiter der Autobranche präsentieren. Weltpremiere feiert der neue Golf-Herausforderer Astra.

Der Paukenschlag auf der Pressekonferenz in Berlin kam zum Schluss. „Ich habe große Zweifel, dass die Blütenträume von GM wirklich aufgehen“, sagte der frühere Conti-Chef Manfred Wennemer, den die Bundesregierung als ihren Vertreter in die Opel-Treuhand entsandte. „Ich habe dagegen gestimmt“, sagte Wennemer und machte deutlich, dass hier eine politische und keine kaufmännische Entscheidung getroffen wurde. Dem schloss sich Dirk Pfeil, der zweite Vertreter des Bundes, an. Er hatte sich der Stimme enthalten. Er sehe Opel 2010 oder 2011 vor dem Insolvenzrichter stehen, sagte Wennemer. „Opel baut viel zu wenig Autos, um effizient zu sein.“ Mitarbeit: Eike Kellermann

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