zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Jenoptik legt Rekordzahlen für 2001 vor

Die Jenoptik AG rechnet für 2001 mit Rekordzahlen. Trotz Konjunkturflaute und Halbleiterkrise erwartet das ostdeutsche Technologieunternehmen für das vergangene Geschäftsjahr bei Umsatz und Gewinn zuvor nie erreichte Zahlen.

Die Jenoptik AG rechnet für 2001 mit Rekordzahlen. Trotz Konjunkturflaute und Halbleiterkrise erwartet das ostdeutsche Technologieunternehmen für das vergangene Geschäftsjahr bei Umsatz und Gewinn zuvor nie erreichte Zahlen. Der Umsatz werde erstmals die Zwei-Milliarden-Euro-Marke übersteigen, teilte Vorstandschef Lothar Späth am Dienstag in Jena mit. Er gehe von einem Plus von rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 1,57 Milliarden Euro aus. Der Jahresüberschuss soll um rund 30 Prozent über dem Vorjahr liegen, als Jenoptik 54,5 Millionen Euro Gewinn machte.

Der Auftragseingang sei stabil geblieben, erklärte Späth. Mit rund 1,88 Milliarden Euro stehen demnach in den Büchern nur geringfügig weniger Bestellungen als im Vorjahr, als der Bestand 1,92 Milliarden Euro betrug. Das Betriebsergebnis wird ebenfalls höher ausfallen und den Vorjahreswert von 82,5 Millionen Euro um mehr als ein Viertel übersteigen.

Der stabile Auftragseingang ist umso erstaunlicher, als dass Jenoptik mit seinem Hauptgeschäftsbereich Reinraumanlagen, der 40 Prozent zum Betriebsergebnis beiträgt, stark von der arg gebeutelten Halbleiterindustrie abhängig ist. "Da die Aufträge zum Teil Laufzeiten von über einem Jahr haben, profitiert Jenoptik noch von Boomzeiten in der Branche", sagt Burkhard Weiss, Analyst bei der Commerzbank. Im Jahr 2002 werde die Halbleiterkrise sich jedoch bemerkbar machen. "Die Ergebnisse werden stagnieren", so Weiss. Späth erwarte 2002 ebenfalls ein Ergebnis und Umsatz vom Vorjahresniveau, sagte er in Jena. Im Januar habe er bereits Aufträge von 150 Millionen Euro aquiriert, so Späth.

Der ehemalige Politiker hat vor, die Abhängigkeit von Jenoptik von der Halbleiterbranche weiter zu verringern. Die Millionen schweren Aufträge von Audi für ein Elektronik-Centre und von der OIE Aktiengesellschaft für ein Biomasse-Kraftwerk zeigen Weiss zufolge, dass die Kundenbasis bereits breiter geworden ist.

Späth kündigte an, dass er seinen Vertrag als Vorstandschef der Jenoptik AG im März 2003 nicht verlängern wolle. Nach der Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen stieg die Aktie um 3,5 Prozent auf 22,29 Euro.

Neben den industriellen Sparten Reinraumtechnik und Optoelektronik, die das Kerngeschäft der Jenoptik ausmachen, betreibt das Unternehmen eine Venture-Capital-Gesellschaft. Diese hat 30 Prozent zum Betriebsergebnis 2001 beigesteuert, das Kerngeschäft 70 Prozent.

Ein ostdeutsches Wirtschaftswunder

Im Juni 1991, als Lothar Späth zur Rettung des reichlich maroden Nachlasses von VEB Carl Zeiss antrat, war noch nicht absehbar, dass daraus einmal eine Erfolgsgeschichte entstehen würde. Mit gerade mal 100 Millionen Mark Umsatz konnte das Unternehmen 1992 sein erstes Geschäftsjahr abschließen.

Heute ist Jenoptik mit über 6000 Mitarbeitern der größte Technologiekonzern mit Sitz in den neuen Ländern, nachdem Lothar Späth eine strukturpolitische Mission erfüllt hat. "Wir sind das einzige privatisierte Unternehmen Ostdeutschlands, aus dem jemals Geld in die öffentlichen Kassen zurück geflossen ist", so Unternehmensprecher Jörg Hettmann. Zu DDR-Zeiten war der Carl-Zeiss-Komplex ein Moloch mit 30 000 Beschäftigten, die Berliner Treuhand zeigte sich bei der Abwicklung überfordert. Also übernahm die Jenoptik, eine Staatsholding des Landes Thüringen, die Reste des Ex-VEB. Mit 3,6 Milliarden Mark sollten gegen alle betriebswirtschaftliche Logik 10 200 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Das war zwar nicht der Fall, jedoch hat sich das Modell für Thüringen gelohnt. In Jena floriert nämlich die Wirtschaft. Es gibt kaum noch freie Gewerbefläche, geeignete Facharbeiter sind rar. Und bezogen auf die Bevölkerung gibt es mittlerweile mehr börsennotierte Firmen als in Frankfurt am Main.

Begonnen hat die Geschichte von der heutigen Jenoptik im Jahre 1846. Der 30-jährige Feinmechaniker Carl Zeiss richtete damals für die Friedrich-Schiller-Universität eine kleine mechanisch-optische Werkstatt ein. 20 Jahre später stieß ein Physiker namens Ernst Abbe dazu. 1884 gründete Abbe mit dem Glasmechaniker Otto Schott das Glaswerk Schott und Genossen . Über 100 Jahre später ist aus dem Glaswerk eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte entstanden.

fw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false