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Applaus. Fiats Vorstandschef Sergio Marchionne (rechts) stellte am Mittwoch den neuen Präsidenten John Elkann, Enkel des früheren Fiat-Patrons Gianni Agnelli, in Turin vor.

© AFP

John Elkann: Der Lieblingsenkel von Giovanni Agnelli wird neuer Fiat-Präsident

Fiat bleibt in den roten Zahlen, hat jedoch im ersten Quartal 2010 seine Verluste stark verringert. John Jacob Philip Elkann wird der neue Präsident von Fiat.

Wie Fiat am Mittwoch mitteilte, stand unter dem Strich ein Minus von 21 Millionen Euro – nach Verlusten von 411 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz legte in den ersten drei Monaten des Jahres um 14,7 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zu, und besonders gut erging es der Autosparte: sie legte um 20 Prozent auf rund 7,3 Milliarden Euro zu und kam auf einen operativen Gewinn von 352 Millionen Euro.

„Ich bin entspannt, glücklich und erleichtert: die Überfahrt ist geschafft.“ So sprach Fiat-Präsident Luca Cordero di Montezemolo. Ob sein Konzern mit den schwarzen Zahlen des ersten Quartals schon das rettende Ufer erreicht hat oder doch nur eine Insel, ist zwar noch nicht klar. Aber Cordero di Montezemolo macht den Präsidentensessel schon einmal frei. An die Stelle des 62-Jährigen tritt John Jacob Philip Elkann, genannt „Yako“; gerade ist er 34 Jahre alt geworden.

Presidente war Cordero di Montezemolo fast genau sechs Jahre lang. Er füllte die Lücke, die der Tod zum wiederholten Male in die gut hundertjährige Geschichte der Agnellis gerissen hatte. Als der letzte Patriarch der Gründerfamilie, der „Avvocato“ Giovanni Agnelli, 2003 starb, da hatte er seinen Sohn schon lange verloren; der an dessen Stelle auserkorene Lieblingsenkel war noch zu klein für die Nachfolge; die Führung übernahm Giovannis Bruder Umberto, aber er lebte auch nur bis Mai 2004. Cordero di Montezemolo sprang nicht von ungefähr in die Lücke. Der Ferrari-Chef (seit 1991) ist seit Jahrzehnten so etwas wie der Adoptivsohn der Agnellis. Gemeinsam mit diesen achtete er nun darauf, dass auch die biologische Familienkette nicht abriss. „Yako“ Elkann, der neue Fiat-Präsident, ist ein Agnelli – aus der weiblichen Linie, daher der fremde Name. Er stammt aus der ersten Ehe der „Avvocato“-Tochter Margherita mit dem französisch-italienischen Kulturjournalisten und Schriftsteller Alain Elkann. Yako ist Kosmopolit wie kein Agnelli vor ihm: Geboren wurde er in New York, die Schule besucht hat er in Frankreich, die Universität in Turin, gelebt hat er auch noch in England und Brasilien.

„Yako“ ist der erwähnte Lieblingsenkel von Giovanni Agnelli; in den vergangenen Jahren bauten ihn die Seinen systematisch zum Konzernchef und zum Oberhaupt der Dynastie auf. Die Schlüssel zur Familienkasse hat man ihm bereits verliehen; er leitet die verschachtelten Finanzgesellschaften, in welchen die Milliarden der Agnellis stecken. Entschlussfreudig und tatkräftig hat Elkann das personelle Großreinemachen im hauseigenen Erstliga-Fußballklub Juventus Turin betrieben. Daneben führt Elkann seit ein paar Jahren die Verlagsgeschäfte der Agnellis, also vor allem die Turiner Tageszeitung „La Stampa“. Aus den Händen von Presidente Montezemolo übernimmt Elkann nun ein von Spitzenmanager Sergio Marchionne einigermaßen saniertes Unternehmen, das im ersten Quartal 2010 zwar noch einen leichten Verlust einfuhr, dabei aber deutlich besser abschnitt als im Vorjahr.

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